La larga muerte de Franco
- 240 stránek
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Serge Ehrensperger, der 1957 von Zürich nach Tübingen ging, fand in seiner Lyrik neue Inspiration, die jedoch in Deutschland nicht veröffentlicht wurde. Seine Gedichte sind surreal geprägt und wurden teilweise in der Schweiz veröffentlicht. Später kehrte er zur Lyrik zurück, und seine Jugendverse zeigen eine frische Sprachmelodie.
Im Roman "Passionstage" thematisiert Ehrensperger das quälende Dilemma eines Mannes, der zwischen zwei Frauen steht. Diese persönliche Leidensgeschichte wird mit der biblischen Passionsgeschichte verknüpft.
Der Roman behandelt den Prozess gegen das RAF-Mitglied Clemens Wagner, beleuchtet jedoch komplexere Themen als die Gerichtsverhandlungen. Der Angeklagte leugnet persönliche Motive, während ihm der ironische Prosaist Egon Kotzbue gegenübersteht, der mit Worten statt mit Gewalt agiert.
Serge Ehrensperger präsentiert in diesem Erzählband sein schriftstellerisches Talent durch eine Vielfalt an Themen und Stilen. Die Geschichten, die von seinem 35. bis 70. Lebensjahr reichen, sind Zwischenstationen zu seinen großen Romanen und Gedichtbänden, beginnend mit den Schlossbesichtigungen und Spanien-Erzählungen von 1974.
In "Faraonis Billiarden" spielt ein Wertpapierhändler in Frankreich mit seinen Aktien und täuscht eine Familie vor, um Billardpartnerinnen zu vermeiden. Sein Betrug führt zu Schwierigkeiten, doch neue Finanzstrategien ermöglichen ihm, die Wirtschaftskrise zu bewältigen. Das Werk vereint literarischen Nonsense mit erotischen Elementen und enthält Anspielungen auf Nicolas Sarkozy.
Serge Ehrenspergers zweiter Sonettband "Dissonette" präsentiert neue Gedichte, die mit einer zusätzlichen Zeile und innovativen Reimstrukturen spielen. Assonanzen und Dissonanzen reflektieren die heutige kulturelle Auflösung und verbinden Themen von privater Idylle bis zu globalen Ereignissen wie dem Irak-Konflikt und dem geklonten Schaf Dolly.
Die Sonette spielen auf Rilkes 'Sonette an Orpheus' an und beschäftigen sich – wie jene zur damaligen Zeit – mit der Veränderung unserer Welt. Virtuos wird das klassische Sonett parodiert, verfremdet, vom starren Reimschema entrümpelt und durch andere Klänge belebt. Die neuartigen Sonette bestehen weiterhin aus zwei Vier- und zwei Dreizeilern, doch ein zusätzlicher Vers schlägt einen Salto zurück und wird provokant zum Titel. Die 'Sonette an den Orkus' reagieren auf die Bildschirmwelt, die Massenkultur und die Banalisierung des Lebens. Sie bewältigen existentiell bedrohlich erscheinende Neuerungen mit poetischen Paradoxen und kaschieren Verzweiflung über eine hervorbrechende Hölle mit vordergründiger Komik.
Ein Schelmenroman
Serge Ehrensperger, ein extremer Sprachkünstler, legt mit 'Kubaleks Kartone' sein wohl skurrilstes Buch vor: Unter verhängnisvollem therapeutischem Einfluss kommt der Wiener Kartonhändler Kubalek um Geschäft und Familie und steht schließlich unschuldig wegen mehrfachen Mordes vor Gericht. Sein Prozess bewegt die ganze Donaustadt hin und her. Die Verhandlungen drohen sich in juristischen Spitzfindigkeiten zu verlieren, bis Kubalek knapp dem Verhängnis entrinnt. Stilistische Turbulenz und sprachliche Kapriolen mit melancholischen Untertönen machen letztlich den Sinn und Unsinn dieser überbordenden Geschichte aus. Eine geballte Ladung Literatur. Eine phantasmagorische Prosaodyssee, die Richtung Osten mäandert. aus einer Aberzahl hochinspirierter Flausen. eine Eulenspiegelei nach dem Esprit des austriazistisch-phantastischen Realismus. H. C. Artmann hätte seinen heidnischen Spaß daran. (Michael Raus)