Raubzüge in der Sowjetunion
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Seit Jahren beschäftigt sich die deutsche Öffentlichkeit mit dem Verlust 'kriegsbedingt verlagerter Kulturgüter' auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Was aber geschah mit den Bildern und Ikonen, den Möbeln der Schlösser, den Museums-, Bibliotheks- und Archivbeständen, die von den deutschen Einsatzstäben in Kiew und Nowgorod, von Leningrad und in Charkow beschlagnahmt und abtransportiert wurden? Von wem und von welchen Istanzen wurden sie geraubt, wohin wurden sie gebracht, welche sind zurückgekehrt und welche bis heute verschollen? Am Beispiel des 'Sonderkommandos Künsberg' bringt Ulrike Hartung Licht in ein bislang vernachlässigtes, wenn nicht gar ausgeblendetes Kapitel der historischen Forschung. Das nach seinem Begründer Eberhard Freiherr von Künsberg benannte Kommando war seit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 an vorderster Front am Raub von Kulturgütern beteiligt. Im Auftrag des Auswärtigen Amtes und später der Waffen-SS konfiszierte es nicht nur Verwaltungsakten, sondern transportierte geschlossene Archivbestände, Kunstwerke und Inventare - darunter auch die Bibliotheken der Zarenschlösser - nach Berlin ab. Von dort wurden die Objekte vielfach an hochrangige NS- und SS-Chargen verteilt. Das Sonderkommando hat die rassistische NS-Politik zur Eroberung des 'Lebensraumes im Osten' sowohl militärisch als auch strategisch, vor allem aber wirtschaftlich und ideologisch mitgetragen. Unterstützt von den verschiedensten Wissenschaftsorganisationen, erbeutete die Gruppe Künsberg bis zur Kriegswende 1942/43 in den zur Plünderung freigegebenen Gebieten alle Materialien, die für 'eine beschleunigte Eroberung des Lebensraumes' verwertbar erschienen. Vor allem im Baltikum und in der Ukraine führten diese Raubzüge zum Verlust fast der gesamten materiellen Kultur und Geschichte.