Wachstumseuphorie und Verteilungsrealität
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Wirtschaftswachstum hat in der Vergangenheit entscheidend dazu beigetragen, gesellschaftliche Konfliktpotenziale - vor allem das Problem der Erwerbslosigkeit und der Einkommens- und Vermögenspolarisierung - zu entschärfen. Trotz einer dekadenübergreifenden Wachstumsabschwächung dominiert die Überzeugung, dass eine Rückkehr zu dauerhaft hohen Wachstumsraten nicht nur grundsätzlich möglich, sondern auch der zentrale Schlüssel zur Überwindung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise der Gegenwart ist. Neben einer detaillierten Darstellung der gesellschaftlichen Folgen einer ausschließlich auf Wachstum setzenden „neo“liberalen Angebotspolitik stehen in dem vorliegenden Essay deren Prämissen auf dem Prüfstand. Vieles spricht dafür, dass hohe Wachstumsraten in entwickelten Industriegesellschaften nicht beliebig und auf Dauer - am wenigsten durch eine forcierte Angebotspolitik - hergestellt werden können. Alternative wirtschaftspolitische Konzepte gewinnen daher an Plausibilität. Ohne eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit, ohne Maßnahmen zur Reduzierung der Einkommens- und Vermögenskonzentration und ohne Verstärkung der Massenkaufkraft wird eine nachhaltige Überwingung der Krise nicht möglich sein. Zu diesem Ergebnis waren anerkannte Ökonomen lange vor Eintritt der gegenwärtigen Probleme gekommen. Die Texte von J. M. Keynes und W. W. Leontief, die für diesem Band neu bzw. erstmalig übersetzt wurden, stehen hierfür als eindrucksvolle Beispiele.