Konfliktbewältigung, soziokulturelles Erbe und wirtschaftlicher Fortschritt
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Ostasien hatte lange Zeit ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum als Lateinamerika und Afrika. Rudolf Schröder führt dies unter anderem auf die unterschiedlichen Grundlagen zur Steigerung der Produktivität und des Wachstums zurück, die in Ostasien günstiger waren als in anderen Teilen der Welt. Zu den Grundlagen zählen unter anderem die informellen und formellen Institutionen. Die formellen Institutionen resultieren hauptsächlich aus staatlichem Handeln. Nur wenn die formellen Normen mit den im Sozialisierungsprozeß der Individuen erworbenen informellen Normen harmonieren, können sie als Rahmen für effiziente Produktions- und Marktprozesse voll wirksam werden. Rudolf Schröder zeigt durch einen Vergleich, daß dies in Ostasien eher der Fall war, als in Lateinamerika und Afrika. Die soziokulturellen Traditionen ostasiatischer Länder sind als ein Sozialkapital bezeichnet worden, an deren Bildung viele Generationen mitwirkten. Mit Hilfe von Sozialkapital können Institutionen geschaffen werden, die die Kosten wirtschaftlicher Transaktionen senken. Informelle Normen, wie Kooperationsbereitschaft und Reziprozität des Verhaltens können nicht nur für horizontale, sondern auch für vertikale Beziehungen maßgebend sein. Sie helfen, notwendige Reformen auch gegen den Widerstand von Interessengruppen durchzusetzen. Es ist bemerkenswert, daß in Ostasien eine relativ ausgewogene Einkommensverteilung erreicht wurde. In Lateinamerika und Afrika gelang das aufgrund der Verteidigung überkommener Privilegien nicht in gleichem Maße.