Wie Journalisten schreiben
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Dieser Band zeigt an 17 Fallbeispielen aus einem schweizerischen Forschungsprojekt, gestützt auf die einschlägigen repräsentativen Befunde der Schreibprozessforschung, was Medienleute tun wollen und was sie tatsächlich tun, wenn sie am vernetzten Computer-Arbeitsplatz aus Quellentexten Nachrichten schreiben. Dazu wurde genau festgehalten, was beim Schreiben, Abschreiben, Umschreiben und Kopieren an den Arbeitsplätzen geschieht. Ohne den natürlichen Schreibverlauf zu stören, wurde in der Progressionsanalyse jeder Tastendruck und jeder Mausbefehl der Schreibenden erfasst. Erst nach einer Deadline, als der Text fertig und weitergereicht war, führten sich der Autor oder die Autorin den eigenen Schreibprozess rückblickend vor Augen und kommentierten ihr Vorgehen. So liegen nun Daten vor zur Arbeitssituation, zum Schreibverlauf, zu den Strategien der schreibenden Person und zum fertigen Text. Dabei zeigt sich, dass die Qualität eines Nachrichtentextes, seine Gestalt, seine Präzision und sein Reiz von Entscheidungen abhängen, die während des Schreibens getroffen werden. Bei diesen Entscheidungen stützen sich die Redakteurinnen und Redakteure auf ein Repertoire von Strategien, die teils aufs Textprodukt zielen, teils den Schreibprozess lenken. Diese Strategien, zum Beispiel Leadsätze nicht überladen oder um den Inhalt herummogeln, werden hier systematisch erfasst, dargestellt und interpretiert. Die Studie macht deutlich, dass Journalisten während des Schreibprozesses personentypische und universelle Grundmuster wiederholen. Erfahrene Nachrichtenredakteure steuern den Schreibprozess bewusster und nutzen den Computer differenzierter als unerfahrene. Die dem Band beiliegende CD-ROM soll die Lektüre unterstützen und zeigen, wie die Texte am Arbeitsplatz entstanden sind - und wie die fertigen Print-, Online-, Radio- und TV-Beiträge aussehen und klingen. Sie macht am Bildschirm sichtbar, wie ein Text Schritt für Schritt entsteht, wie die Entscheidungen im Schreibprozess das Endergebnis, den fertigen Beitrag prägen. Journalisten sollen angeregt werden, ihre eigenen Schreibstrategien zu überdenken. Das Buch beschreibt Werkzeuge für ein Redaktionscoaching, das nicht erst am fertigen Text, sondern frühzeitig bei den Strategien, Techniken und Entscheidungen anSetzt. Daniel Perrin leitet an der Zürcher Hochschule Winterthur die Studiengänge Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation sowie an der Universität Bern die Forschungsstelle Berufliches Schreiben. Er hat als Redakteur bei Radio und Presse gearbeitet und war Textchef beim Tagesanzeiger in Zürich.