Erzählte Kultur und Erzählkultur bei den Mwera in Südost-Tansania
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In der vorliegenden Arbeit dokumentiert und untersucht die Autorin Erzählungen der Mwera in Südost-Tansania. Einen Teil der Oratur (Oralliteratur) der Mwera stellen die ndango dar. Hierbei handelt es sich um Erzählungen traditioneller fiktionaler Geschichten, die sowohl inhaltlich als auch durch Art und Umstände ihrer Performanz bestimmt sind. Das Mwera ist eine Bantusprache und wird zusammen mit Makonde, Yao, Ngindo und Ndonde dem Yao-Cluster zugeordnet. Die Sprecherzahl wird auf etwa 469.000 geschätzt (2001). Sowohl Sprache als auch Kultur der Mwera wurden bislang wenig erforscht. Grundlage dieser Arbeit bilden die organischen Einheiten von drei Erzählrunden mit insgesamt 29 Erzählungen, die in zwei Dörfern aufgenommen wurden. Sie werden sowohl hinsichtlich ihres Inhalts als auch ihrer Performanz analysiert. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die Interaktion der Teilnehmer bei der Erzählperformanz (Kapitel 7). Dieser Aspekt wurde bisher in oralliterarischen Studien nur wenig berücksichtigt. Die Autorin arbeitet die Rolle eines Respondenten heraus, der für Hörersignale zuständig ist, an manchen Punkten aber auch als Ko-Erzähler fungiert. Innovativ ist die Beschreibung der Aktivitäten von Erzähler und Respondent mit Begriffen der Konversationsanalyse. Im Anhang findet sich eine umfangreiche Textdokumentation, die aus Transkripten der Performanzen in Mwera und ihren deutschen Übersetzungen mit Annotationen besteht. In einer Schlussbetrachtung werden die Ergebnisse zusammengefasst. Anhand der Wiedergabe von Zuhöreräußerungen in bisherigen oralliterarischen Dokumentationen wird eine Typologie der Zuhörerbeteiligung beim Erzählen in Afrika versucht. Von der Autorin erschien ferner ein Wörterbuch Mwera-Swahili in unserem Programm: „Dictionary Mwera–Swahili / Kamusi ya Kimwera–Kiswahili“, ISBN 978-3-89645-711-0.