Klassen und soziale Bewegungen
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Die politische Umsetzung der Utopie des Neoliberalismus zielt auf eine Zerstörung der Lohnarbeitsgesellschaft, wie sie unter den Bedingungen des Fordismus in der Mitte des 20. Jahrhunderts erkämpft werden konnte. Die Veränderungen in der gesellschaftlichen Betriebsweise und die Zerstörung der Errungenschaften des Sozialstaats führen zu einer weitreichenden Transformation des Systems gesellschaftlicher Arbeit und der Klassenstruktur. Die weitreichendste Folge ist die Herausbildung einer gespaltenen Ökonomie – der Sektor von tariflich geregelten Normalarbeitsverhältnissen wird mehr und mehr unter Druck gesetzt durch den Bereich der ungeschützten, marginalisierten Arbeit. Es bleibt allerdings nicht bei der Herausbildung einer neuartig zusammengesetzten 'Unterklasse', sondern Einkommensverluste und Verschlechterungen des sozialen Status erfassen nach und nach die Mehrheit der Lohnabhängigen. Dies erzeugt wachsende Unsicherheit und politischen Verdruss, was sich sowohl in gesellschaftlichen Konflikten als auch der Abwendung von den Parteien und demokratischen Institutionen zeigt. Es kommt zu massenhaftem Protest der Lohnabhängigen und ihrer Gewerkschaften gegen die weitere Verschlechterung ihrer sozialen Standards. Er geht einher mit einer deutlichen Ausweitung der globalisierungskritischen Bewegungen und deren (partieller) Kooperation mit einer sich verändernden Gewerkschaftsbewegung. Die mit diesen Entwicklungen verknüpften Probleme standen im Zentrum des dritten europäischen Seminars „Contemporary capitalismus – the search for alternatives“. Getragen wird dieser Projektzusammenhang von „Transform! European Network for Alternative Thinking and Political Dialogue“. Auf dem dritten Treffen in Bures bei Paris im Juni 2003 ging es um die Problematik „Neuer Kapitalismus und neue Klassenbeziehungen, Klassen and soziale Fragen – heute“. Die Beiträge dieses Buches entstanden im Zusammenhang mit dieser Debatte.