Sachliche Volkskunde der Wolgadeutschen
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Nach einem Aufruf von Zarin Katharina II., zogen zwischen 1764 und 1767 zahlreiche Bauern, vorwiegend aus Hessen und süddeutschen Ländern, in das Gebiet an der unteren Wolga und gründeten neue Siedlungen mit Namen wie Katharinenstadt, Mühlberg, Philippsfeld, Rosenheim, Warenburg oder Zürich. Die Kolonisten legten in der neuen Heimat großen Wert darauf, ihre kulturellen Wurzeln zu bewahren. Als die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum der Wolgakolonien (1914/15) geplant wurden, nahm man dies zum Anlass, mittels Fragebögen volkskundliche Erhebungen durchzuführen. Etwa um 1920 begann auch das ethnographische Museum zu Saratow mit der Sammlung wolgadeutschen Kulturgutes. Auf der Grundlage der Fragebögen, des Sammlungsgutes im Museum und eigener Beobachtungen in den Kolonien verfasste August Lonsinger im Jahre 1925 sein Manuskript. Lonsinger berichtet zu einer Zeit, da die Dorfgemeinschaften noch weitgehend intakt waren. Intensiv und tiefgründig widmet er sich den Ansiedlungen. Er beschreibt die Baustruktur, die Lage der einzelnen Gebäude im Hof und untersucht ihre Funktion und technische Einrichtung. Detailreich gibt er wieder, mit welchen Nahrungsmitteln Speisen zubereitet wurden und stellt die einheimischen Kultur- und Wirtschaftspflanzen, die Heilkräuter wie auch die Tiere in Stall und Hof vor. Ausführlich beschreibt er die Tischsitten und die Ess- und Trinkgewohnheiten. Ebenso gründlich und bis in die kleinsten Details schildert er die Kleidung und Trachten der Wolgadeutschen im Wandel der Zeiten. Der Autor berückstichtigt auch den Einfluss der russischen Umgebung auf das Leben der Einwanderer. Das Neben- und Miteinander von Althergebrachtem und der in Russland im Zuge des Kulturaustauschs mit den benachbarten Völkern entstandenen Haus- und Hoftypen, Ess- und Kleidungstraditionen bilden den eigentlichen Reiz dieses reich illustrierten Buches von August Lonsinger.