Flächentarifvertrag oder mimetische Löhne
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Multinationale Konzerne gelten als mächtige Akteure der „Globalisierung“, doch wie frei sind sie bei der Gestaltung von Entgelt und Arbeitszeit tatsächlich? Die deutschen Flächentarifverträge werden häufig für Kostenprobleme am „Standort Deutschland“ verantwortlich gemacht, doch warum steigen Löhne und Gehälter in Großbritannien, wo Flächentarifverträge weitgehend verschwunden sind, stärker? Auf der Basis von Interviews, Unternehmensbefragungen und amtlichen statistischen Daten untersucht der Autor den Einfluss von multinationalen Unternehmen und industriellen Beziehungen auf Entgelt und Arbeitszeit. Verglichen werden Großbritannien und Deutschland gesamtwirtschaftlich, am Beispiel der Metall- und Elektroindustrie und des Einzelhandels sowie einzelner, in beiden Ländern aktiver Unternehmen. Sowohl die Effekte der „invisible hand“ des Marktes und der „visible hand“ der Konzerne als auch der industriellen Beziehungen prägen die Entwicklung von Entgelt und Arbeitszeit nur partiell. Als wichtig erweist sich nicht zuletzt eine mitunter grenzüberschreitende Übernahme in der Umwelt der Organisationen vorgefundener oder etwa durch Unternehmensberater propagierter Praktiken. In Großbritannien hat der Mechanismus der nachahmenden Bildung „mimetischer Löhne“ die Entgeltdetermination durch Kollektivverhandlungen inzwischen weitgehend verdrängt, und die Idee marktbestimmter Löhne hat sich als realitätsfremd erwiesen.