Poetische Gestaltkonzepte und Automatentheorie
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Mit der Erprobung neuer Aussageformen – einem zentralen Charakteristikum literarischer Sprache des 20. Jahrhunderts – wurde Arno Holz zum potentiellen „Vater der Moderne“. Trotz der Aktualität seiner literarischen Sprache bis in die Gegenwart fehlte bislang eine quellenorientierte Untersuchung seines „Kunstgesetzes“. Holz’ Auseinandersetzung mit John Stuart Mills Logik kommt hierbei eine Schlüsselfunktion zu, da Mill eine zukunftweisende Theorie der Satzsemantik entworfen hat; die Akzentuierung der Sprache als Erneuerungspotential von Literatur wird vor diesem Hintergrund am Beispiel der späten Dramen Holz’ (Sonnenfinsternis, Ignorabimus) sowie der Phantasus-Fassungen analysiert. Diese Verbindung der literatursprachlichen Entwicklung mit sprachphilosophischen Konzepten, die die Stellung Arno Holz’ begründet, wird in der Studie mit weiteren Schwerpunkten dargestellt: (1) Die Rekonstruktion der Rolle Mills für die Gestalttheorie der Brentano-Schule öffnet den Blick für eine Parallele zwischen den Werken Arno Holz’ und Robert Musils, denn das Verhältnis von Wort- und Satzbedeutung erhält bei beiden Autoren eine poetische Funktion. (2) Es ist Oswald Wiener, der genau an die für Holz und Musil bestimmende Denktradition anknüpft. Er präzisiert nun auf literarischer wie theoretischer Ebene Christian von Ehrenfels’ „Gestaltqualitäten“ und Carl Stumpfs „Gebilde“-Begriff in Orientierung an der Automatentheorie und der Künstlichen Intelligenz.