Der hellwache Träumer
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Im August 1749 wandert Rousseau von Paris nach Vincennes. Unterwegs liest er in einer Zeitschrift die jährliche Preisfrage der Akademie von Dijon. Er bewirbt sich mit einem Essay, in dem er das Wesen des Menschen als von Natur aus gut und erst durch die Zivilisation verdorben beschreibt. Bis dahin hatte er Jahrzehnte mit mühsamer Selbsterziehung verbracht, als Vagabund, Hochstapler, Autodidakt und neuerdings Mitautor von Diderots Enzyklopädie. Doch mit seinem Essay erlangt der fast 40-Jährige endlich die erhoffte Aufmerksamkeit. Er wird ein gefeierter und heftig umstrittener Philosoph der Aufklärung. Mit seiner Lehre vom „Gesellschaftsvertrag“ und „Gemeinwillen“ beeinflusst er das politische Denken weit über die Französische Revolution hinaus. Und mit seinem Roman „Emile oder Über die Erziehung“ formuliert er erstmals eine „Pädagogik der Unabhängikeit“, die an die Stelle von Zwang die behutsam geförderte Entfaltung des Kindes setzt. Monika Pelz erweckt das galante Zeitalter, die Atmosphäre der Pariser Salons und den Kampf zwischen Absolutismus und individuellem Freiheitswillen zu neuem Leben. Zugleich deckt sie Rousseaus innere Widersprüche auf, seine Selbstzweifel, sein ungeheures Bedürfnis nach Geltung und Applaus. Und sie tut das ganz im Sinne Rousseaus, der wusste, dass seine berühmten Gedanken das Beste waren, „was sich aus meinen Narrheiten machen ließ“.