Klassenformation Multitude?
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In ihrem als „Kommunistisches Manifest des 21. Jahrhunderts“ gefeierten Buch „Empire“ kamen Hardt/Negri zu der These: „Im schöpferischen Vermögen der Multitude, der Menge, die das Empire trägt, liegt gleichermaßen die Fähigkeit, ein Gegen-Empire aufzubauen. In diesen und zahlreichen weiteren Kämpfen wird die Menge neue Formen der Demokratie und eine neue konstituierende Macht entwickeln.“ Nun ist ihr zweites Buch „Multitude“ erschienen, das die Buntscheckigkeit der Anti-Globalisierungsbewegungen, betriebliche Kämpfe in den Metropolen, die Landlosen-Bewegung in Brasilien, die Kampagne argentinischer Mütter für Gerechtigkeit und Menschenrechte oder die gemeinschaftliche Entwicklung von Computersoftware der „Open Source“-Bewegung gleichermaßen als ein globales Netzwerk einer neuen Qualität gesellschaftlicher Widerstandbewegungen zusammenfasst. Die Schlussfolgerung aus der Analyse dieser Erscheinungsform des „modernen Widerstands“ lautet für Hardt/Negri, „dass einige der grundlegenden traditionellen Modelle linker Politik, des Klassenkampfes und revolutionärer Organisation heute überholt und nutzlos sind. Die gegenwärtige Neuzusammensetzung der gesellschaftlichen Klassen, die Hegemonie der immateriellen Arbeit, die Entscheidungsstrukturen, die auf netzwerkförmigen Organisation beruhen - all das verändert die Bedingungen revolutionärer Prozesse radikal.“ Logischerweise erregt diese Kritik Anstoß und Zustimmung. Es gibt sie immer noch, die Anhänger dieser traditionellen Modelle - jene geduldigen Begleiter der gewerkschaftlichen Abwehrkämpfe, aber auch die ungeduldigen Kritiker, die in den mehr oder minder deutlichen Niederlagen der jüngsten Jahrzehnte nur die trostlose Konsequenz einer integrierten oder korrumpierten Führungsschicht beklagen. Aber jenseits von emphatischer Befürwortung und Totalablehnung können die Thesen von Hardt/Negri einer differenzierten Kritik unterzogen werden.