Am Kanal
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Am Kanal ist niemals Ruh. Nicht in der Woche und schon gar nicht am Ende der Woche. Hier ist alles versammelt: Arm und reich, alt und jung, schön und hässlich, Freud und Leid. Wasser bedeutet Leben. Der Kanal war ja auch als Lebensader geplant - als Transportweg für Kohle, Stahl und Eisen. Früher gab es mehr Schiffe, Lebensader ist er trotzdem geblieben. Die Menschen baden in ihm, fischen in ihm, rudern auf ihm, radeln, sonnenbeten und grillen an seinen Ufern. Für sie ist er einfach „der Kanal“; hier gibt es erste Küsse und Mutproben anderer Art. Kanal und Ruhrgebiet passen also bestens zusammen. In dieser dicht besiedelten Stadtlandschaft ist Linearität mehr als eine strenge geometrische Form. Sie ist allgegenwärtig und damit ein gestalterisch prägendes Element. Dass ihren Gesetzen des Geraden und der Reihung auch die Schiffe folgen, ist nicht nur ökonomisch notwendig, sondern ästhetisch folgerichtig. Aus der Sicht der Ruhrstädter wird daraus aber noch viel mehr: das längste Kino der Region. Denn die nie endende Folge der Schiffe macht die Kanäle des Reviers zu einer Art realem Film, der am Zuschauer nicht nur virtuell, sondern auch materiell vorüberzieht. In augen- und seelenfreundlicher „Slow Motion“. Brigitte Kraemer fotografiert seit vielen Jahren das Leben am Kanal und hat wie in all ihren Arbeiten genau hingeschaut. Der vielfach preisgekrönten Fotografin ist ein beeindruckendes Porträt des Ruhrgebiets gelungen. Es sind Bilder der Landschaft zu allen Jahreszeiten, meistens stehen aber die Menschen am Kanal im Mittelpunkt. Sie sind ungeschminkt, komisch, skurril, romantisch, verträumt - und immer einmalig. Es sind Bilder mitten aus dem Ruhrgebiet, die das Buch nicht zuletzt zu einer Liebeserklärung an das Revier und seine Menschen machen.