Reaktionskodierung und visuo-motorische Transformation in Simon-Aufgaben
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Manuelle Reaktionen können, in Bezug auf den Effektor, der eine Handlung ausführt, die Position, auf der eine Reaktion durchgeführt wird, sowie bezogen auf das Ziel einer Bewegung, definiert werden. Von jeder dieser Kodierungen wird angenommen, dass sie einen räumlichen S-R Korrespondenzeffekt (Simon Effekt) bewirken kann. Die Mechanismen, auf welchen diese Effekte beruhen, wurden bislang, unabhängig von der Art der zugrunde liegenden Kodierung, als weitgehend einheitlich betrachtet. Neuere Studien weisen jedoch in eine andere Richtung. Hier wird von einer Trennung zwischen einer visuo-motorischen und kognitiven Transformation, basierend auf verschiedenen temporären Eigenschaften des Simon Effektes, ausgegangen. Diese Annahme wurde in der vorliegenden Arbeit getestet. Hierfür variierte in den ersten drei Experimenten die Verfügbarkeit verschiedener Reaktionskodes, so dass die Auswirkungen auf die zugrunde liegenden Mechanismen geprüft werden konnten. Die Probanden hatten entweder manuelle Tastenreaktionen durchzuführen oder mit einem Stab eine gegenüberliegende Reaktionstaste zu betätigen. Als Ergebnis zeigten einfache rechts-links Fingerreaktionen einen abfallenden (transienten) Simon Effekt. Wenn jedoch das Handlungsziel nicht mit dem anatomischen Kode des agierenden Effektors übereinstimmte, wurden kontinuierlich ansteigende Simon Effekte beobachtet. Nur in dem Fall, in dem das Handlungsziel aufgrund eines spezifischen Designs keinen diskriminierenden Faktor für die Reaktion darstellte, wurden selbst komplexe Stabreaktionen in Bezug auf den agierenden Effektor kodiert und ein transienter Simon Effekt, wie bei regulären Fingerreaktionen gefunden. Somit sind die Daten der ersten Experimente konsistent mit der Annahme einer funktionellen Unterscheidung der Phänomene der räumlichen S-R Korrespondenz in transiente und anhaltende Mechanismen. Im zweiten Teil dieser Arbeit wurden drei Experimente durchgeführt, um die Beziehung zwischen intensivem Training und Veränderungen in der Art der Reaktionskodierung sowie zugrunde liegender Mechanismen bei Simon Effekten zu untersuchen. Hierbei sollten Probanden Reaktionen mit gekreuzten Händen oder mit überkreuzt gehaltenen Stäben über einen längeren Zeitraum hinweg trainieren. Entsprechend der Annahme einer kognitiven Repräsentation des Reaktionsziels in diesen Reaktionsanforderungen, fand sich eine ansteigende Effektfunktion im ersten Übungsblock, wohingegen nach dem Training ein transienter Effektverlauf zu beobachten war. Zusätzlich zeigte sich eine Veränderung in der Art der Reaktionskodierung, welche im letzten Experiment deutlich zum Tragen kam. Hier konnte eine Umkehr von einer zielkodierten kognitiven Repräsentation zu einer Kodierung des anatomischen Effektors beobachtet werden, was im Widerspruch zu der Annahme einer generell dominierenden Rolle der kognitiven Kodierung über eine anatomische Repräsentation steht. Sowohl die Modifikationen der Effektfunktionen, als auch Veränderungen in den EEG Parametern, sprechen für qualitative Veränderungen zugrunde liegender Mechanismen als Folge des Trainings.