Mythos Terrorismus
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Terrorismus steht, im Unterschied zum Terror, für eine substaatliche, politisch motivierte Gewalthandlung. Anders als bei der Guerilla oder bürgerkriegsähnlichen Zerrüttungen staatlicher Macht, hat man es bei Terroristen mit idealistischen Einzelindividuen und kleineren Gruppen, nie aber mit breiteren Volksbewegungen zu tun, auch wenn diese notorisch beschworen werden. Terroristen sehen sich in ihrem Selbstverständnis häufig als Avantgarde revolutionärer Bewegungen, die ethisch legitim zu handeln meint. Im Deutschen Herbst verstanden es die Akteure der RAF, sich selbst zu Herausforderern des Staates zu stilisieren. Es gehört ebenfalls konzeptionell zum Terrorismus, Schrecken und Erwartungsängste medial hervorzurufen. Ob es sich um die Faktizität der Darstellung tatsächlicher Gräueltaten handelt, ob es den inszenierten Fake oder aber die diversen Fiktionalisierungen in nahezu allen Kunstformen betrifft: Immer entscheidet die Medienpräsenz über die gesellschaftliche Wirkung der Tat, die verübt wurde. Die Mythisierung des Terrorismus ist ein Effekt dieser Wirkabsicht, nicht dessen nachträgliche Legitimation, wie man in den Debatten über die geplante Ausstellung Mythos RAF hat lesen können. Unser Sammelband will diese Zuschreibungen problematisieren und hinterfragen. Er schlägt den Bogen von den genuin (west-) deutschen Erfahrungen mit dem Herbst 1977 bis zur gegenwärtigen Globalisierung des Terrorismus in Folge des 11. September 2001. 'Der Deutsche Herbst hinterließ nicht nur eine jahrelang anhaltende Spannung zwischen den jeweiligen Deutungsmächten von Politik und literarisch-künstlerischer Intelligenz, sondern zog eine lange Reihe medialer und literarischer Aufarbeitungsversuche nach sich. Mythos Terrorismus will den Bogen schlagen von diesen genuin (west-) deutschen Erfahrungen bis zur gegenwärtigen Globalisierung des Terrors.' (Aus dem Vorwort)