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Die Polarität der Psyche

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Der Autor versucht in seiner Arbeit eine grundlegende Begriffsbestimmung von Angst und Furcht, wobei er einen Ansatz aufgreift, der in der Forschung zwar angedeutet, aber nie konsequent weitergeführt worden ist: den primär zeitlichen Bezug der Angst und den primär räumlichen Bezug der Furcht. Ein Grundverständnis von Angst und Furcht, das philosophische und psychopathologische Aspekte integriert, ergibt sich demnach vor allem vor dem Hintergrund ihrer Bedeutung bei der Zeitigung bzw. Räumlichung des Menschen. Zeitigung und Räumlichung sind dabei grundsätzlich als ein Können zu verstehen. So ist (reine) Angst ein Nicht-mehr-Können des Sich-Hervorbringens in der Zeit und (reine) Furcht ein Nicht-mehr-Können des Sich-Hervorbringens im Raum. Angst und Furcht sind die defizitären Pole auf dem Zeitigungs- und Räumlichungskontinuum; als jeweiliger Gegenpol wird eine spezifische Spontaneität, die der Selbstveränderung und die der Selbstbewegung, beschrieben. Durch die Darstellung von Angst und Furcht innerhalb einer polaren Struktur ergeben sich einfache Begriffsbestimmungen, die auch die Dynamik von Angst und Furcht zwischen normativem und pathologischem Erleben aufzeigen. Die polaren Begriffspaare werden dann vom Autor auf mehreren Ebenen angewendet. Sie bilden einerseits die Grundlage für die grundsätzliche Betrachtung von psychopathologischen Phänomenen wie Melancholie, Manie, Zwang und Phobien (sowie Panik), so daß ebenfalls hier die neu gewonnenen Begriffe von Angst und Furcht zu einfachen Konzeptionen führen, die sich konstruktiv mit klassischen Theorien verbinden lassen und diese integrieren und ergänzen können. Andererseits werden die Zusammenhänge zwischen den genannten psychopathologischen Erlebensweisen auf der Grundlage des neu gewonnenen Angst- und Furchtbegriffs dargestellt, wobei vor allem solche Zusammenhänge, die von elementarer klinischer Relevanz sind und deren Verständnis bis heute in wesentlichen Aspekten immer noch als unzureichend gilt, berücksichtigt werden. Auf einer weiteren Anwendungsebene werden Angst und Spontaneität mit seelischer Gesundheit in Beziehung gesetzt, um zu zeigen, wie zentrale Aspekte (u. a. Lebensfreude, Optimismus, Kreativität) strukturell auf das Zusammenspiel von Angst und Spontaneität bezogen sind. Schließlich werden die Basisannahmen klassischer Psychotherapietheorien daraufhin geprüft, inwieweit die hier untersuchten Begriffe ihnen implizit sind. Für die Verhaltenstherapie, die Psychoanalyse, die humanistischen und systemisch-konstruktivistischen Verfahren kann nachgewiesen werden, daß entweder die Angst oder die Spontaneität ein wesentlicher Bezugspunkt für die Konzeption von Störungsbildern und deren Therapie darstellt. Daher kann die Polarität Angst versus Spontaneität als eine integrative Metakonzeption für Therapietheorien betrachtet werden.

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2007

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