Der Einfluss von Ego Depletion auf das Risikoverhalten
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Die Ego Depletion Theorie beinhaltet Vorhersagen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit von Menschen bei Aufgaben bzw. Aktivitäten, die Selbstkontrolle erfordern. Der Kern des Ansatzes postuliert die Existenz einer Energie gleichen Ressource, die benötigt wird, um Aufgaben bzw. Aktivitäten mit Selbstkontrollerfordernis erfolgreich und effizient zu bewältigen. Die zentralen Hauptaussagen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Alle Aktivitäten, die Selbstkontrolle benötigen, verbrauchen eine kognitive Ressource, die erst nach einiger Zeit wieder vollständig zur Verfügung steht. Bei den Aktivitäten, die Selbstkontrolle beinhalten, kann es sich um sehr unterschiedliche Aktivitäten handeln, was zur Folge hat, dass eine Ressourcenverminderung in einem Bereich zu einer Leistungsverminderung in einem daran zeitlich folgenden völlig anderen Handlungsbereich führt. Auch das Treffen von Entscheidungen benötigt Ressourcen der Selbstkontrolle. Thema des Buches ist der Einfluss von Ego Depletion auf das Risikoverhalten (als eine besondere Form des Treffens von Entscheidungen). Während in bisherigen experimentellen Studien das Treffen von Entscheidungen als unabhängige Variable, d. h. als Ego Depletion erzeugende Variable nachgewiesen werden konnte, liegen noch keine eindeutige Resultate hinsichtlich der Frage vor, welchen Einfluss Ego Depletion auf das Treffen von Entscheidungen ausübt. Zentraler Untersuchungsgegenstand ist der Einfluss von Ego Depletion auf das Risikoverhalten. Risikoverhalten wird hierbei als eine Wahl zwischen mehr oder weniger risikoreichen Handlungsoptionen gesehen (Risikoverhalten als eine besondere Form des Treffens von Entscheidungen). Es soll untersucht werden, ob Menschen nach der Bearbeitung einer Selbstkontrolle erfordernden Aufgabe (Ego Depletion-Bedingung) sich vorsichtiger verhalten als solche, die eine vorausgehende Aufgabe bearbeiten, die keine Selbstkontrolle erfordert (Non-Ego Depletion-Bedingung). Im Theorieteil werden zunächst die Grundzüge der Ego Depletion Theorie dargestellt und die dem Ego Depletion Phänomen zugrundeliegenden Mechanismen erläutert. Bisherige Studien werden vorgestellt und deren Resultate diskutiert. Anhand dieser bisherigen Forschungsergebnisse wurde die große Bandbreite von menschlichen Verhaltensweisen und Aktivitäten aufgezeigt, die von Effekten des Ego Depletion betroffen sein können. Einige der bisher durchgeführten Studien wurden exemplarisch dargestellt. Es wird der Versuch gemacht die zentralen Charakteristiken des Ego Depletion Phänomens zu erarbeiten, um die Beschreibung des Konstruktes zu präzisieren. Im Anschluss werden zwei mögliche zugrundeliegenden Wirkungsweisen von Ego Depletion auf das Risikoverhalten thematisiert. Zum einen ist eine Beeinträchtigung der Informationsverarbeitung für einen Teil der betroffenen Aktivitäten (z. B. bei Wahlentscheidungen) denkbar. Zum anderen können strategische Überlegungen zur Schonung der durch vorangegangene Selbstkontrolle reduzierten Ressourcen eine Rolle spielen. Hinsichtlich der zweiten Möglichkeit spielen vermutlich insbesondere auch strategische Motive zur Regulation von Emotionen eine wichtige Rolle. Auf eine Reihe von alternativen Erklärungsansätzen wird eingegangen: 1.) die Theorie erlernter Hilflosigkeit, 2.) die Theorie psychischer Sättigung und 3.) die Theorie kognitiver Dissonanz als mögliche alternative Erklärungen für die in Frage stehenden Phänomene in Betracht gezogen.