Kurzer Abriss der Geschichte der deutschen Explosivstoff-Industrie von 1933 bis zur Gegenwart
Autoři
Více o knize
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 hofften nicht wenige Wirtschaftsunternehmen auf neue Staatsaufträge. Auch die Führungsspitzen des deutschen Militarismus konnten nun endlich – nach starken Beschränkungen durch die Versailler Friedensverträge von 1919 – hoffen, die Remilitarisierung voranzutreiben und die dafür erforderliche Rüstungsindustrie wieder zu ertüchtigen. Tatsächlich war die Intensivierung der Aufrüstung eines der Hauptziele von Adolf Hitler. Denn ohne Rüstung kein Krieg. Vieles von dem, was in der “Weimarer Republik” nur im geheimen geplant und durchgerechnet wurde, konnte nun endlich frei von Hemmnissen offen in Angriff genommen werden. Dabei nahm die deutsche Explosivstoffindustrie eine Schlüsselrolle ein. Eines der führenden Unternehmen im Bereich der Sprengstofferzeugung war die Westfälisch-Anhaltinische Sprengstoff AG (WASAG), 1891 gegründet von Dr. Max Bielefeldt, und ihre am 11.10.1934 gegründete Tochtergesellschaft DEUTSCHE SPRENGCHEMIE (DSC). Diese Firmentochter, deren Besitz sich das Deutsche Reich und die WASAG hälftig teilten, erhielt den Auftrag zum Bau von neun neuen Sprengstoffwerken. Die Inbetriebnahme dieser Werke erfolgte 1936/37 und setzte sich bis zum Jahre 1942 fort. Die Werke der DSC stellten einen der kriegsentscheidenden Bereiche der deutschen Kriegswirtschaft dar, ohne deren Schießpulver und Sprengstoffe keine Kriegsführung möglich gewesen wäre. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes im Mai 1945 brauchte Deutschland zunächst keine militärischen Explosivstoffe mehr. Die WASAG wurde liquidiert. Staatliche Beteiligungen an der Explosivstoff-Wirtschaft wurden nicht mehr eingegangen. Die wehrtechnische Forschung für Explosivstoffe wurde mit der fortschreitenden Integration der Bundeswehr in die NATO und der damit verbundenen Aufgaben wieder aufgenommen und 1959 im FRAUNHOFER INSTITUT CHEMISCHE TECHNOLOGIE (ICT) bei Karlsruhe konzentriert. Das ICT arbeitet seit dieser Zeit im Wege der Ressortforschung an Forschungsthemen auf dem Gebiet der chemischen Energieträger. Seit 1994 ist das ICT in zwei Teilinstitute unterteilt – verteidigungsbezogene Ressortforschung und Vertragsforschung – wobei zunehmend auch Fragen der Munitions- und Altlastenbeseitigung in den Forschungsfokus getreten sind.