Ich, wie es wirklich war
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Consider two images that so clearly define our historical moment. The first is Dolly the sheep, the cloned animal that became the global icon of genetic engineering, with all its promises and threats. The second is the twin towers of the World Trade Center at the moment of their destruction, a spectacle that ushered in a New World Order defined by terrorism. Both Dolly and the twin towers exemplify the sensuous spectrum of image anxiety in our time, ranging from the overwhelmingly traumatic spectacle of mass destruction on the one hand to the subtle creepiness of the cloned sheep, which, as a visual image, is quite unremarkable, but as idea is a figure of considerable dread. (W. J. T. Mitchell, What do Pictures want?: Vital signs / Cloning Terror) Faulhaber schafft es mit seinen Arbeiten, das Leben in Bilder zu verwandeln und anschließend diese wieder zu Leben zu erwecken. Im Zuge des Transformationsprozesses von Bild in Unbild ? und vice-versa ? treten Prozesse und Erscheinungen zu Tage, deren Macht und Energie meist ungeahnte Ausmaße erreichen. Mit seinen Projekten arbeitet der Künstler an einer Fortschreibung von Konzeptkunst, Performance und Sozialer Skulptur und entwickelt so eine Folie für die Konzeption eines weiter reichenden „Projektkunst“-begriffes. Die Vorgänge in New York stellen in gewisser Weise den realistischen Abschluss von Faulhabers Projekt dar. Die Herausforderung des Sicherheitsapparates bringt die Kunst in so engen Kontakt mit der Wirklichkeit, dass das angespannte Verhältnis zwischen Freiheit und Überwachung umso klarer zu Tage tritt. (Till Briegleb, Süddeutsche Zeitung) In der vorliegenden Publikation, in Anlehnung an gängige autobiografische Formate populärer Persönlichkeiten, versammelt Faulhaber ausschließlich dokumentarisches Material, um anhand dessen eine vermeintlich authentische Version seiner Geschichte zu erzählen. In gewöhnlichen, teils belanglosen, teils absurden, bis hin zu kafkaesken Briefen und Fundstücken berichtet er von den Verwicklungen, die sich aus seinem 2006 abgeschlossenen Projekt „Mister Security“ und einem 2008 in New York angetretenen Residenzstipendium ergeben haben. Durch den nachträglichen Entzug des Stipendiums nach der Befragung Faulhabers durch US-amerikanische Sicherheitsdienste in New York wird deutlich, wie die hysterisierte Thematisierung vermeintlicher terroristischer Gefahren auf gesellschaftliche und kulturelle Einrichtungen übergreift. Auf Grundlage dieser Vorgänge stellt sich heute für eine kritische künstlerische Praxis die Frage, wie Projekte, die den Komplex ? Sicherheit? und ?Überwachung? thematisieren oder die fortwährende Verfestigung des permanenten Ausnahmezustands von bürgerlichen Rechten als reales Lenkungsinstrument staatlicher Instanzen aufgreifen, überhaupt noch als öffentlich förderungswürdig angesehen werden. (Felix Ruhöfer, Ausstellungstext „ICH wie es wirklich war“ im Kunstverein basis, Frankfurt, 2009)