Didaktik und Eigensinn
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Angesichts des Scheiterns didaktischer Praxis und dessen ungenügender Reflexion lässt sich von Alexander Kluge lernen. Seine Vermittlungspraxis gelingt, weil ihre 'Didaktik' die Unverfügbarkeit derjenigen wahrt, denen etwas vermittelt werden soll: Kluge unterlässt es mit Absicht, die Vermittlung gemäß einer willkürlich unterlegten 'Logik' zu didaktisieren. Entsprechend fordert Kluge in seiner Theorie der Vermittlung, der 'Eigensinn' der Rezipienten, der die individuelle Lebendigkeit ihrer Aneignungsweisen ausmache, dürfe vom Filmemacher bzw. Autor nicht überformt werden. Indem Kluge jedoch eine Allianz mit dem Eigensinn anstrebt und zugleich eine Methode entwickelt, wie diese Allianz herzustellen sei, holt er die Unverfügbarkeit der Eigensinne didaktisch ein. In ihrer Rekonstruktion zeigt Marion Pollmanns, wie sich Kluges Theorie der Vermittlung im Widerspruch zwischen dem Didaktischen und dem Eigensinn verfängt und somit der scheiternden Positivität didaktischer Theorie nicht entkommt. Seiner Vermittlungspraxis jedoch entnimmt sie die Hinweise darauf, wie es praktisch möglich ist, das Uneinholbare zu wahren: zu vermitteln, ohne zu lehren.