Fünf Grundstücke im Osten
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Inspiriert von vierteljährlich erscheinenden Immobilien- Versteigerungskatalogen, die den Ausverkauf von Grundstücken, Häusern und Gebäuden aller Art in der ehemaligen DDR vornehmen, begeben wir uns seit Winter 2001 auf die Reise. Immer wieder fuhren wir über Land und suchten die meist unspektakulären, überwucherten und brachliegenden Niemandsländereien aus den Katalogen auf. Landschaften und unbebaute Flächen, die auf uns grosse Suggestiv kraft in Hinblick auf gestalterische -künstlerische und dysfunktional-architektonische - Maßnahmen besitzen, fotografierten wir. Seit 2002 besuchen wir immer wieder die entsprechenden Auktionen in Erfurt, Berlin und Rostock. Die Vermischung von Wertlosigkeit und Anspruch, von Besitzgier und Spekulationsgeist fasziniert uns und beginnt zur künstlerischen Idee zu werden. In einem ersten Schritt werden in den diesjährigen Auktionen (Sommer/Herbst 2004) bis zu sieben, uns interessant erscheinende unbebaute, nicht allzu grosse und billige Flächen ersteigert werden. Diese, relativ weit von einander entfernten Brachen, z. B.: auf Rügen, bei Leipzig, auf dem Rennsteig etc. werden nach unserer eingehender Untersuchung mit einer gemeinsam erarbeiteten künstlerischen Intervention belegt. Dabei lassen wir uns von der jeweiligen Situation vor Ort, seiner Umgebung, seiner Historie, seiner bisherigen Nutzung, seiner landschaftlichen, urbanistischen, sozialen Konsistenz inspirieren. Wir geben dem ’Unort' durch die Installationen eigene Identität, Wert und Poesie. Die Flächen, Seitenstreifen von Straßen oder Bahnstrecken, brachliegende Äcker und Feldrudimente werden als pars pro toto gesehen, als Teil der Konkursmasse Ost, die keinen Wert mehr zu haben scheint. Diese, teils ruralen, teils urbanen ’Nicht Orte'werden durch unsere künstlerischen Interventionen wieder belebt: Sich auf den jeweiligen Kontext beziehend, zeigen sie als Statthalter für die momentane - sich scheinbar stabilisierende - Situation zwischen Ost und West einerseits das Dilemma und andererseits den Esprit und zu erhaltenden Wert. Wichtig ist uns auch der gedankliche Verweis auf die Komplexität und Exklusivität von kunstimmanenten Prozessen und Verfahren mit Kunst im öffentlichen Raum bzw. beauftragter Kunst am Bau. Unser Projekt postuliert Autonomie; es ist ein freiheitlich gesinntes, autonomes weil in der jeweiligen Umsetzung vor Ort juryfreies Kunstprojekt. Interessant sind die Synergien vor Ort, die Gespräche mit Bewohnern, Gemeinden, Passanten, Kulturvermitlern. Die absolute Integration der Kunstwerke in den jeweils anderen örtlichen Zusammenhang, ihre Offenheit aber auch ihre internationale Gültigkeit vor dem politischen Hintergrund ihres Entstehens und Daseins ist uns wichtig.