Das Warten
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Das Warten auf jemanden oder etwas ist ein Phänomen, das jeder kennt und das ein alltäglicher Bestandteil unseres Lebens ist. Wir warten auf einen Freund, mit dem wir verabredet sind, wir warten auf den Zug, wir warten auf den Anfang des Kinofilms, wir warten im Wartezimmer des Arztes. Das sind gewöhnliche Situationen. Wir warten aber auch auf den Anruf der Frau, der wir vor kurzem unsere Liebe gestanden haben, wir warten auf das Ergebnis einer wichtigen Prüfung oder eines Bewerbungsgesprächs, manche warten aufgrund einer schweren Krankheit oder hohen Alters auf die Erlösung durch den Tod. Tatsächlich verbringen wir einen beträchtlichen Teil unseres Lebens mit Warten. Obwohl oder gerade weil es sich beim Warten um ein so alltägliches Phänomen handelt und weil es in Vergessenheit gerät, sobald es vorüber ist, stellen wir uns selten die Frage, was es eigentlich bedeutet, zu warten. Das Warten aus der Vergessenheit in das Licht zu holen ist das Anliegen des vorliegenden Essays. Dabei wird gezeigt, dass die Analyse des Wartens existentielle Aspekte des menschlichen Lebens sichtbar machen kann und zwar anhand der drei Modi des Wartens: der Langeweile, der Furcht und der Sehnsucht. Im Spannungsfeld dieser drei Modi werden abschließend Möglichkeiten verschiedener Antworten auf die Frage nach dem gelingenden Leben ausgelotet.