Spielräume
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Manfred Grüttgen macht wenige schöne Worte und seine Gedichte bestehen meistens aus wenigen Zeilen. Die sind präzise, analytisch und poetisch austariert und ausbalanciert. Sie erschließen sich nicht unbedingt beim ersten flüchtigen Überfliegen, erscheinen wie Orakel, getreu einer Aussage von Karl Krauss, dass ein Künstler aus Lösungen Rätsel macht. Lässt man sich jedoch auf sie ein, sind sie durchaus in der Lage, eigene innere Fantasiewelten und Spielräume zu provozieren und, ja, auch Abgründe. Es ist nicht etwa so, dass die Gedichte willkürlich oder chronologisch nach ihrer Entstehung aufeinanderfolgen. In ihrer Anordnung, Zuordnung und Abfolge steckt ein langer, meist mühevoller Prozess des Aussortierens, Rumschiebens, wieder Einsortierens, der letztendlich einen wohl- kalkulierten dramaturgischen Aufbau hat und, mehr oder weniger, dem klassischen Aufbau eines Dramas entspricht. Der Aufbau von „Spielräume“ ist ein gutes Beispiel. Die Gedichte von Seite 7 bis 19 beschreiben einen Zustand, mit Betonung auf Stand. Da rumort zwar was, da gärt was, da brodelt was, aber es tut sich nichts.