Untersuchungen zum Einfluss eines variierten Energie- und, oder Proteingehaltes in der Vorbereitungsfütterung primiparer Kühe auf das Geburtsverhalten und die perinatale Vitalität der Kälber
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AuszugPerinatale Kälberverluste stellen trotz intensiver Bemühungen um Lösungsansätze und Entwicklungsstrategien zur Bekämpfung nach wie vor ein immenses Problem in der Rinderhaltung dar. Die hohe Totgeburtenrate, insbesondere bei den überproportional häufig betroffenen Färsen, ist als sehr bedenklich zu beurteilen. Im Landesdurchschnitt wird bereits jedes fünfte Kalb tot geboren (Jahnke u. Wolf, 2001). Ziel sollte es sein, die Schwergeburtenrate zu minimieren, da Schwergeburten häufiger als unproblematische Abkalbungen zu Totgeburten führen. Neben dem unmittelbaren Verlust durch ein totgeborenes Kalb ist der Tierhalter mit Leistungseinbußen bezüglich einer weiteren wirtschaftlichen Tiernutzung durch die aus Schwer- und Totgeburten häufig resultierenden peripartalen Folgeerkrankungen bis hin zu frühzeitigem Abgang der Erstkalbenden konfrontiert. Insgesamt geraten Milchviehhalter zunehmend unter Anpassungsdruck, der sich aus der Erlössituation und dem mittel- bis langfristig rückläufigen Preistrend ergibt. Nicht zuletzt ist die ethische Problematik der hohen perinatalen Kälberverluste von außerordentlicher Bedeutung. Die Ursachen für die hohe perinatale Sterblichkeit bei Primipara liegen auf unterschiedlichen Ebenen. Eine der möglichen Ursachen liegt in der möglicherweise nicht bedarfsangepassten nutritiven Versorgung der zur Kalbung anstehenden Tiere, da der perinatal vorhandene körperliche Entwicklungszustand der Färse sowie das Kälbergeburtsgewicht eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Schwergeburten einnehmen. Die Fütterung der erstkalbenden Kühe in den letzten Wochen vor der anstehenden Geburt und zu Beginn der ersten Laktation ist die schwierigste Phase der Fütterung und damit der kritische Zeitraum schlechthin. Dieser Zeitabschnitt ist bei hochtragenden Färsen durch einen substantiellen Rückgang der Futteraufnahme bei gleichzeitig großen metabolischen Veränderungen innerhalb des Organismus charakterisiert (Grummer 1995). Die Situation am Ende der Gravidität bei Primipara wird dadurch erschwert, dass sich einerseits das werdende Muttertier noch im Wachstum befindet, andererseits aber das heranwachsende Kalb im letzten Trächtigkeitsmonat mehr als die Hälfte seiner absoluten Körpermasse zunimmt (Bell et al. 1995). Zudem müssen die Euteranbildung und die Pansenadaptation zum Laktationsstart erfolgreich abgeschlossen werden, so dass in Anbetracht der reduzierten Trockensubstanzaufnahme zum Graviditätsende die Nährstoffaufnahme hinter den um 150% gesteigerten Bedürfnissen zurückbleibt. Dennoch muss eine zu intensive Fütterung hinsichtlich einer potentiellen Verfettung der weichen Geburtswege und resultierender Wehenschwäche unbedingt vermieden werden. Mithilfe der hier vorliegenden Arbeit soll dargestellt werden, inwieweit mit einer Energie- und Proteinversorgung über dem Niveau der geltenden Bedarfsnormen der AFB (Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie, 2004) ein Einfluss auf das Geburtsverhalten primiparer Rinder, auf das Körpergewicht und die Vitalität der geborenen Kälber und die Totgeburtenrate ausgeübt wird. Der Untersuchungsbetrieb für die vorliegende Studie wurde ausgewählt, da sich die Gesamttotgeburtenrate (Kühe und Färsen) in den Monaten vor Studienbeginn auf Werte zwischen 12% und 14 % erhöht hatte und objektivierbare Einflussfaktoren, wie in diesem Fall die Fütterung, in Hinblick auf eine Optimierung, untersucht werden sollten.