Anne Neukamp
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Anne Neukamps Gemälde lassen sich nur schwer auf einen Nenner bringen: Amorphe, ornamentale Strukturen markieren klare geometrische Formen und treffen auf monochrome Bildflächen mit gedämpften Farbnuancen. Vielschichtige und feingliedrige Texturen grenzen an weiche, verschwimmende Farbverläufe. Handfeste Übermalungsspuren stoßen auf zeitgenössisches Sfumato. Kurzum: Es ist, als ob Neukamps jüngste Bilder sich nicht damit begnügen wollten, unterschiedliche Zonen, verschiedene malerische Techniken und heterogene Oberflächenzustände gegeneinander auszuspielen. Hinzu kommen angedeutete, gegenständliche Versatzstücke und vereinzelte Trompe-l’œil-Effekte, die zum reflexhaften Rekurs auf etwaige Referenzen anstiften und doch nie ganz aufgehen: Erinnert zum Beispiel das geometrische Netzgebilde in Aussicht (2012) aus der Ferne noch an eine Netzstrumpfhose, dann kippt die gegenständliche Assoziation in der Nahsicht. Denn nicht das Netz, sondern dessen Negativform, besser gesagt die unzähligen charakteristischen Löcher wabern unübersehbar als letzte Farbschicht auf der Oberfläche. Die vermeintliche Netzstrumpfhose entpuppt sich nicht als Knotenpunkt einer mutmaßlichen Bedeutung, sondern lediglich als fragmentarische Spur. Es will partout nicht gelingen, die bildhafte Einbildung mit dem Dargestellten in Einklang zu bringen, das malerische Verfahren stülpt sich stets vor die verdinglichende Rezeption, statt wie gewohnt in der Vorstellung des Dargestellten zu verschwinden. Die besagte ästhetische Einbildungskraft wird immer wieder durch listige Widerhaken gebändigt: Unbedingt sehenswert!