Religion und Menschenrecht
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Während sich in den Ländern des Westens sich die Bedeutung der Religion relativiert hat, wobei sich die Wege von Gesellschaft und Religion pragmatisch getrennt heben, erschüttert in anderen Teilen der Welt, insbesondere die Länder des Nahen Ostens und Afrikas der Streit um die Religion die Gesellschaft. Die Auswirkungen sind bis nach Deutschland zu spüren; denn auch hier fragen sich in jüngster Zeit die Verantwortlichen, wie weit kann und darf ein Staat religiöse Symbole fordern oder untersagen. Das Kruzifix in Klassenzimmern der Bundesrepublik ist zu einem symbolischen Streit geworden, das Scharia-Kopftuch ein weiterer Streitpunkt. Ein religiöses Bekenntnis ist manchen Menschen wichtig, und doch zeigt das Aufzwingen religiöser Dogmen, auch die demonstrative Darstellung religiöser Symbolik an öffentlichen Orten, Intoleranz gegenüber anderen Geisteshaltungen. Sobald jedoch der Fanatismus die Köpfe erreicht, wenn Verbre-chen im Namen des Propheten oder im Namen der Kreuzritter geplant und durchgeführt werden, wird auch das Symbol zum Werkzeug des Unrechts. Freie Gesellschaften brauchen Provokati-onen und Dispute, aber sie bedürfen vor allem des Dialogs um weiterhin bestehen zu können. Das fanatische Bewusstsein, wie Paulo Freire den Gemütszustand lernunwilliger Eiferer nennt, stellt eine gesellschaftliche Gefahr dar. Für eine offene Gesellschaft benötigen wir einen Impuls, der das Miteinander der Kulturen und Religionen befördert sowie kritisches Denken anregt und um Toleranz wirbt, Streitgespräche zulässt und den Dialog fördert.