Junge Pferde! Junge Pferde!
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Das Buch spürt der Faszination nach, die Künstler des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts der Darstellung des Pferdes entgegenbringen. Für viele sind die Tiere dabei mehr als ein herkömmliches Motiv. Sie werden nicht nur als Reit- oder Nutztier wahrgenommen, sondern zu Sinnbildern stilisiert oder gar als Stellvertreter des Menschen begriffen. Keine andere Zeit als jene zwischen 1870 und den 1920er-Jahren bietet in der Kunstgeschichte die Gelegenheit, eine solch enge Beziehung zwischen Mensch und Pferd aufzuzeigen und die verschiedenen künstlerischen Positionen in ihrem Facettenreichtum gegenüber zu stellen. Beschwört der von vielen jungen Künstlern verehrte Hans von Maréees das paradiesisch-friedliche Miteinander von Mensch und Tier, so entwirft Ludwig von Hofmann im Bild jugendlicher Reiter den emphatischen Aufbruch in eine neue Zeit wie sie der Jugendstil erhofft. Die Künstlergruppe „Blauer Reiter“ führt das Tier nicht nur im Namen, sondern Franz Marc und Heinrich Campendonk sehen in seiner Schönheit und kreatürlichen Unschuld den Schöpfungsmythos versinnbildlicht und heben deshalb das Tier in seiner Reinheit hervor. Eine ganz eigene Gefährtenschaft zwischen Mensch und Pferd haben dagegen Franz von Stuck, Louis Tuaillon oder Albert Weisgerber im Sinn, die das mythische Volk der Amazonen in den Blick nehmen. Doch das entfesselte Leben im Kampf, wie es sich im Bild der Amazone – erotisch und mythologisch verbrämt – bündelt, wird auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges in ungeahnter Weise real. In ihrer Sprachlosigkeit greifen Künstler wie Otto Dix, Max Slevogt oder Otto Schubert erneut auf die Metapher des Pferdes zurück. Im Bild elendig verendender, unschuldiger Kreaturen verdichtet sich die sinnlose Grausamkeit des Krieges aufs Eindringlichste. Nur mehr als artistische Staffage betrachten dagegen Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner oder Hugo Troendle in Szenen aus Zirkus und Varieté das Tier, das im Kontext der Großstadt seiner grundsätzlichen Bedeutung beraubt wird. Das umfangreiche Katalogbuch erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Edwin Scharff Museum (9. Februar bis 26. Mai 2013).