Der schwimmende Souverän
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Wurde Aachen zur Europastadt, weil Karl der Große ein passionierter Schwimmer war? Und was hat Mao Tse- tung damit zu tun? Beide Herrscher verbindet eine Politik des Schwimmens. Indem die politischen Akteure sich schwimmend abbilden ließen, wurde der eigene Körper zum Ausweis von sportlicher Tatkraft, patriarchalischer Fürsorge und Führungsstärke überhöht – und das Schwimmen zum Hauptelement einer körperbezogenen politischen Ikonologie. Die Beziehung von Wasser, Körper und Macht setzt sich bis heute fort, beispielsweise in der Inszenierung Wladimir Putins als Unterwasserarchäologe. Als Symbole herrscherlicher Souveränität fungieren auch die Bart- und Haartracht, die Kleidung und die Tiere, mit denen sich Karl der Große umgibt. Dabei spielen furchteinflößende, zu erjagende Bestien eine ebenso große Rolle wie exotische Tiere, die in Gehegen befriedet vom Zuschauer betrachtet werden konnten. Der Löwe steht für Karl selbst. In der stilisierten Darstellung am Bronzeportal des Aachener Doms ist das Raubtier nicht nur gezähmt, sondern aus dem Löwen (dem König der Tiere) ist ein Bote des Friedens geworden. Bredekamps völlig neue Sicht auf Karl den Großen zeigt, wie aktuell dessen Bildpolitik ist. Karl der Große hat als »Leuchtturm Europas«, wie er von Zeitgenossen genannt wurde, auch dem gegenwärtigen Europa etwas zu sagen: Politik ist elastisch und fluid.