Transkulturelle Kommunikation und Verflechtung
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Jürgen Heyde untersucht in seiner Studie die Kommunikation und die Verflechtung von Juden und Nichtjuden in Polen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Dabei beschreitet er einen neuen Weg, denn statt diese Verhältnisse als Beziehungen zwischen deutlich abgegrenzten Gruppen zu sehen, rückt er die jüdischen wie die nichtjüdischen Akteure ins Zentrum und fragt nach den Arenen, in denen ihre Interaktion von besonderer Bedeutung war. Der Fokus liegt dabei auf Politik, Ökonomie und Verwaltung; jede dieser Arenen weist eigene Modi des Kontakts, der Kommunikation und der Verflechtungen zwischen den Akteuren auf, und in jeder dieser Arenen zeigen sich andere Muster. Während die Akteure in der Arena des Politischen vor allem als Repräsentanten sozialer Gruppen agierten, dominierte in der Arena des Ökonomischen die Interaktion zwischen Individuen, die in erster Linie im eigenen Namen handelten. Eine besonders enge Verflechtung zeigte sich in der Arena der Verwaltung, wo jüdische Akteure über ihre Ämter exekutive oder gar gerichtliche Hoheit auch über Nichtjuden ausübten. Jüdische Akteure traten in allen Arenen als Angehörige einer funktionellen Elite auf und wurden auch von nichtjüdischen Akteuren als solche wahrgenommen. Die Stellung innerhalb der sozialen Hierarchie hing somit nicht in erster Linie von der Zuschreibung „jüdisch“ oder „nichtjüdisch“ ab, sondern von der Funktion, welche die jeweiligen Akteure als Angehörige kulturell und religiös übergreifender Eliten in den Arenen wahrnahmen.