Die Küche im Krieg
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Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland 1933 propagierte Hitler die Nahrungs-Autarkie des Reiches als Vorbereitung für den kommenden Krieg. Mittel zur Erreichung dieses Ziels war zunächst die generelle Herabsetzung der Lebensmittelstandards. Es folgte die Legalisierung immer neuer Verfälschungsmethoden: So sollte (Pferde-)Blut den Fleischgehalt in den Würsten vortäuschen. Getreidemehl wurde in einer Vielzahl von Produkten durch Maismehl, Maisgries, Kartoffelstärkemehl und Lupinen ersetzt. Sogar giftige Frühlingslorcheln wurden der Familie Durchhalter zum Genuss anempfohlen. Zugleich erlaubte das Regime eine Fülle von „Ersatzlebensmitteln“, die von Nazi-Industriellen wie OETKER entwickelt wurden: Backfettsparmasse trat an die Stelle von Butter und Margarine, MILEI ersetzt Eier, MIGETTI Teigwaren, SACONSO Schlagobers. Die COCA-COLA-Zweigniederlassung in Wien – durch den Weltkrieg abgeschnitten von der geheimen Grundessenz – kreierte FANTA: Molke angereichert mit Abfällen der Apfel- und Orangensaftproduktion. 1940 endete der rechtliche Sonderstatus der „ostmärkischen Schleckermäulchen“ (Hermann Göring). Der „Anschluss“ wurde nämlich durch die Übernahme aller reichsdeutschen Bestimmungen im Lebensmittelbereich vollendet. Ab diesem Zeitpunkt bekamen die österreichischen Volksgenossen durch die nunmehr legale Verwendung des „Paraffinum Liquidum“ (Vaselinöl) zur Speisezubereitung ihren Anteil an der deutschen Volkskrankheit „Blähungen“ (Flatulenz) ab. Ab 1944 gaben die Kontrolleure in den Lebensmittel-Untersuchungsanstalten immer öfter augenscheinlich verdorbene oder massiv von Ungeziefer befallene Lebensmittel zum menschlichen „Genuss“ frei. In den letzten „Richtlinien für das Lebens unter einfachsten Verhältnissen“, die der Leiter des Wiener Gauamtes für Volksgesundheit am 5. April 1945 aus dem Führerbunker erhielt, wird die Streckung des Brotes durch Baumflechten empfohlen. Gerichte aus Kastanien, Eicheln, Klee, Luzerne sollen das Durchhalten bis zum „Endsieg“ ermöglichen.