Lernberatung an Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland
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Mit dem Thema Lernberatung untersucht die vorliegende Arbeit ein mehrschichtiges Forschungsproblem von aktueller Relevanz für das universitäre Ausbildungssystem und seine Qualität. Die empirische Studie wurde an ausgewählten Universitäten der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt und gibt einen ersten Einblick in die dortige Lernberatungspraxis und deren sozio-ökologischer Bedingtheit. Dabei geht es weniger um Fragen praktischen Handelns und konkreter Methoden der Beratung als vielmehr um die Bestimmung von Faktoren, die das Beratungshandeln beeinflussen. Grundlage ist die These, dass personenbezogene Merkmale Lernberatung stärker bestimmen als umweltbezogene. Mithilfe eines eigens entwickelten Mehrebenenanalyse-Modells wird hierzu ein Mikro-Makrovergleich durchgeführt. Vier Merkmalsebenen beschreiben dabei die Mikroebene: (1) soziodemografische, (2) subjektives Wissen, (3) kognitive Konzepte zu Beratung und Lernen und (4) beratungsbezogene Qualifikation; fünf Merkmalsebenen die Makroebene: (1) hochschulbezogene (Fern- und Präsenzuniversität), (2) organisatorisch-strukturelle, (3) positionsbezogene, (4) fachbezogene und (5) inhaltsbezogene. Die Elemente des Modells bilden die sechs Dimensionen einer Lernberatung (Person, Verhalten, Inhalte, Umwelt, Orientierung und Zeit). Die Offenheit des Lernberatungsbegriffs machte es erforderlich, Lernberatung für die Erhebung neu und möglichst exakt zu bestimmen. Der gewählte sozio-ökologische Forschungsansatz rückt die Person der beratenden Hochschulmitarbeiter in den Mittelpunkt. An der Erhebung beteiligten sich Mitarbeiter aus unterschiedlichen Organisationseinheiten ausgewählter Hochschulen und des DSW. Damit ist die Studie eine Querschnittstudie und nicht auf klassische Beratungsstellen wie die Zentrale Studienberatung begrenzt. Das Ergebnis überrascht: Lernberatung wird anscheinend eher durch umwelt- als durch personenbezogene Merkmale bestimmt. Relevante Einflussgrößen auf der Makroebene sind die Organisationseinheit, die Berufsrolle, das Aufgabenprofil, das Beratungsfeld und die Fachdisziplin. Ob und in welcher Ausprägung Lernberatung an Hochschulen stattfindet, ist demnach weniger eine individuelle als vielmehr eine organisatorisch-strukturelle Frage und hängt stark von der fachlichen Sozialisation ab. Dabei ist unerheblich, ob es sich um eine Präsenz- oder um eine Fernuniversität handelt. Im Schlusskapitel reflektiert die Verfasserin über künftige Entwicklungen der Lernberatung an den Universitäten und über notwendige Konsequenzen aus der Studie.