Mit dem Wechselbalg denken
Autoři
Více o knize
Das Wissen um das eigene Menschsein bildet sich an den Vorstellungen, was Mensch ist und was nicht Mensch ist. In Erzählungen und im Erzählen wird dieses Menschsein erprobt und gefordert, wenn in Narrativen Nicht-Menschen die menschliche Lebenswelt betreten oder aus Menschen nichtmenschliche Figuren narrativ generiert werden. In den Erzählungen vom Anderen und ebenso in deren wissenschaftlicher Ansprache werden Grenzen und Positionierungen in ihren Aushandlungen sichtbar, verweisen auf Differenzierungen und Differenzsetzungen. Die schriftlich fixierten Erzählungen aus den Sammlungen des 19. und 20. Jahrhunderts sind dabei vielsinnig und können irritieren, geben (Ein-)Blick in wissendes Erzählen und erzähltes Wissen. ErzählerInnen und ErzählforscherInnen werden schlaglichtartig sichtbar und kommen als Menschen zur Sprache. Im vorliegenden Band werden die Aushandlungen, Fest-Setzungen und Fest-Stellungen in Narrativen und wissenschaftlicher Ansprache in ihrem Zusammenspiel betrachtet und nach Potenzialen und Grenzen für die Sagen- und Erzählforschung abgetastet. Hierfür werden exemplarisch drei Gestaltungen des Anderen befragt, in denen Mensch und Nicht-Mensch, Erzählen und Erfahren, Erzählung und Erzählforschung, Wissen als ‚falsches‘ und ‚wahres‘ Wissen verhandelt werden: Mensch und/als Zwerg als heterogene Figur, die Ohrfeige aus dem Nichts als körperloses Anderes und der Wechselbalg, der nah am Menschen Mensch und Nicht-Mensch ist und sein kann. Über Perspektivwechsel sollen dabei verschiedene Zugänge zur Vielsinnigkeit der Narrative gesucht und gleichzeitig wissenschaftlicher Eigensinn hinzugefügt werden.