Der Erfurter Reformationsaltar
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Wer die Kaufmannskirche am Anger in Erfurt besucht, besucht die Kirche einer Gemeinde, die fünfzig Jahre nach Martin Luthers Tod in ihrer neuen Ausstattung ihr auf der Renaissance, der lutherischen Theologie und den lutherischen Bekenntnisschriften fußendes Selbstverständnis eindrucksvoll zum Ausdruck brachte. Insbesondere der von den Meistern der Erfurter Holzbildhauer- und Bildhauerfamilie Friedemann geschaffene, 1625 aufgestellte Altar besitzt überregionale Bedeutung für die lutherische Reformationsgeschichte Mitteldeutschlands. Darüber hinaus verdient das Kunstwerk als Traualtar der Eltern Johann Sebastian Bachs besondere Beachtung. Das Retabel ist krönender Abschluss weiterer Ausstattungsstücke aus der Spätrenaissance, die alle dem lutherischen Bildprogramm verpflichtet sind, darunter Kanzel (1598), Taufstein (1608) und Epitaphe aus der Steinmetzwerkstatt der Meister Friedemann. Das Ensemble »bildet eine weit über Erfurt hinaus hochbedeutsame künstlerische, ikonographische und in ihren Aussagen sich ergänzende Einheit« (Peter Poscharsky). Der Erfurter Reformationsaltar zeigt in seinen neun Holztafeln neun Stationen der Vita Jesu. 21 Autoren – unter ihnen Theologen, Journalisten, Schriftsteller, Philosophen, Sozial-, Theater- und Kunstwissenschaftler – betrachten in ihren Beiträgen differenziert und umfassend die farblich gestalteten Schnitzwerke und berücksichtigen dabei die zugeordneten Bibeltexte in der Lutherübersetzung. Die einfühlsamen Fotografien des Erfurter Fotografen Falko Behr lassen den Betrachter an den Details und dem Reichtum der Figurendarstellung teilhaben.