Die Vermittlung sprachlicher Kompetenz
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Es ist völlig unverständlich, warum der Literaturunterricht – vor allem im gymnasialen Bereich: insbesondere die Sekundarstufe II betreffend – den Sprachunterricht in einem Maße dominiert, sodass letzterem nur ein stiefmütterliches Dasein bleibt. Dass gegen diesen Befund, der keiner ausdrücklichen Absicherung durch empirische Studien bedarf – die Vergabepraxis der Sternchenthemen für das Zentralabitur spricht Bände –, soweit wir sehen, noch kein vehementer Aufschrei erfolgte und sich kein massiver Protest erhob, insbesondere von Seiten der Sprachdidaktik, bleibt ein Rätsel. Die Autoren dieses Bandes halten die beschriebene Unterrichtssituation für ungerechtfertigt. Entsprechend versuchen sie in ihren Beiträgen, aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, das Bewusstsein für die besondere Rolle des Sprachunterrichts im Rahmen des Deutschunterrichts zu schärfen. Dabei wird darüber hinaus seine vorrangige Funktion in den Blick gerückt, via Aufbau von sprachlicher Kompetenz – d. h. von Sprachhandlungs- sowie Ausdrucksfähigkeit, Sprachsensibilität und Sprachbewusstheit – personale und soziale Identität zu vermitteln. Auch aus aktuellem Anlass ist nicht nachvollziehbar, weshalb dem Sprachunterricht eine derart defizitäre Rolle zugewiesen wird. Die Klagen über mangelnde sprachliche Fähigkeiten der Schüler sind zwar nicht neu, werden aber heute von Deutschlehrern mit Nachdruck betont. Die digitalen Einflüsse spielen mutmaßlich dabei eine Rolle.