Abschied vom Zentralismus?
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In Frankreich ist zeitgleich mit der 1982 eingeleiteten Dezentralisierung ein umfassender Strukturwandel zu beobachten. Er betrifft die Veränderungen der ökonomischen Rahmenbedingungen, die politischen Zuständigkeiten und Gesetzgebungen und schließt auch gesellschaftliche Transformationsprozesse ein. Eine Manifestation dieses Strukturwandels ist die neue Regionalpolitik, die eine in Frankreich bisher nicht gekannte Abkehr von den zentralstaatlichen Strukturen bedeutet. Die französischen Bemühungen um mehr Dezentralität sind Bestandteil eines Prozesses, dessen Auswirkungen in Deutschland bisher nicht in dem Maße wahrgenommen wird, wie er von Bedeutung für Frankreich und seine weitere Entwicklung ist. Dabei ist die dezentrale, regionale Verantwortung, die sich in Frankreich zunehmend herausbildet, ein Thema, für das auf der Ebene der deutschen Wirtschaftsverbände und sonstiger Akteure erhebliches Interesse besteht. Die in Frankreich neu auftretenden Gebietskörperschaften, die nach Einschätzung der französischen Fachleute die Fähigkeit zu tatsächlichen wirtschaftspolitischen Interventionen erhalten haben, sind zukünftig wichtige Ansprechpartner bei den deutsch-französischen Beziehungen und beim Aufbau von wirtschaftlichen Vernetzungen. Die Wüstenrot Stiftung hat deshalb das Deutsch-Französische Institut in Ludwigsburg mit einer Untersuchung beauftragt, durch die weitergehende Erkenntnisse darüber gewonnen werden sollen, welche Rolle die Gebietskörperschaften in Frankreich zukünftig einnehmen. Die Analyse einer Neuorientierung der dezentralen Akteure berührt ein zentrales Feld künftiger politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung in Frankreich. Dabei stellt sich beispielsweise auch die Frage, inwiefern mit den Regionen nicht nur handlungsfähige wirtschaftspolitische Akteure mit der Fähigkeit zu einer eigengesteuerten strukturpolitischen Strategie entstehen, sondern auch, welche Auswirkungen diese auf die transnationalen Kooperationsbeziehungen in Europa haben werden.