F. W. Taylor und der Taylorismus
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Schon zu Lebzeiten galt Frederick Winslow Taylor (1856-1915) weltweit als Pionier der modernen Betriebsführung - als grosser Erfinder, Überbrücker der Kluft zwischen Arbeiterschaft und Unternehmern, ja als Sozialrevolutionär. Taylor entwickelte und verfolgte mit äusserster Konsequenz den Grundsatz, die Anwendung der menschlichen Arbeitskraft zum Gegenstand wissenschaftlicher Beobachtung und Analyse zu machen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zum Nutzen aller zu verwenden. Die mit seinem System der „wissenschaftlichen Betriebsführung“ gesteigerte Produktivität sollte gleichermassen die Gewinne der Unternehmen steigern, die Verdienste der Arbeitenden und ganz allgemein den Wohlstand der Bevölkerung erhöhen. Taylor stiess von Anfang an auch auf heftigen Widerstand, und zwar nicht nur bei Gewerkschaften. Auch von der Unternehmerseite kam Kritik. Die Auseinandersetzungen um seine Lehre gipfelten 1912 in einem Hearing, als Taylor in den USA vor einem Sonderausschuss des Repräsentantenhauses fünf Tage lang Rede und Antwort stehen musste. Die Kritik an Taylor oder vielmehr am „menschenverachtenden“ und „heute längst überholten“ Taylorismus ist bis heute nicht verstummt. In der Praxis wird aber nach wie vor nach den Grundsätzen Taylors vorgegangen, die darauf hinauslaufen, Arbeitsmethoden und -abläufe aufgrund von systematischen Analysen zu entwickeln, anstatt sich auf Tradition und Faustregeln zu verlassen. Der an Überraschungen reiche Lebenslauf Taylors enthält viele Gründe für seinen grossen Erfolg, aber auch für die nicht verstummende heftige Kritik an seiner Person und seiner Lehre. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass die Kritik in den meisten Fällen auf schwachen Füssen steht und einer sachlichen, fairen Beurteilung nicht standhält.