Materialismus und Spiritualismus
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In den ersten Jahrzehnten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts standen die Philosophie und die Wissenschaften in einer intensiven Diskussion. Eines der Gebiete, auf denen sich die damalige Diskussion verfolgen läßt, bildet der Streit um Materialismus und Spiritualismus, der in diesem Band rekonstruiert wird. Fraglos zählt die Philosophiegeschichte des 19. Jahrhunderts zu denjenigen Epochen, die von der Forschung mit besonderer Intensität bearbeitet worden sind. Die ersten Jahrzehnte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben jedoch die Aufmerksamkeit der Forschung noch so gut wie gar nicht auf sich gezogen - ohne dass sich dies von der gedanklichen und wirkungsgeschichtlichen Bedeutung der damaligen philosophischen Diskussion her rechtfertigen ließe. Dieser Mangel betrifft in besonderem Maße die Zusammenhänge zwischen der Philosophie und den Wissenschaften, die in diesen Jahren in intensiver Diskussion begriffen waren, zumal die Philosophie - nach ihrer Abwendung von den Denkgebäuden der klassischen deutschen Philosophie - um ein neues Verständnis ihrer Aufgabe und eine neue Standortbestimmung im Verhältnis zu den expandierenden und sich arbeitsteilig verselbständigenden Wissenschaften bemüht sein musste. Eines der Gebiete, auf denen sich die damalige Diskussion verfolgen läßt, bildet der Streit um Materialismus und Spiritualismus. An ihm haben sowohl Philosophen als auch Vertreter der empirischen Wissenschaften teilgenommen, und er hat erhebliche Folgen gehabt - sowohl für die Philosophie, die gegen Ende des Jahrhunderts zunehmend in eine Konfrontation zwischen Idealismus« und »Positivismus« hineingeriet, als auch für das Selbstverständnis der empirischen Wissenschaften - von der Physik und Chemie über die Physiologie bis zur Psychologie. Das Ziel der Beiträge des Bandes »Materialismus und Spiritualismus« ist es, eine zwar nicht unbekannte, bisher jedoch weitgehend vernachlässigte Diskussion zu rekonstruieren: das Spektrum der Fragestellungen und Problemzusammenhänge vorzustellen, gelingende Wechselbeziehungen, aber auch Mißverständnisse und Hemmnisse eines gegenseitigen Austauschs aufzuzeigen, zu denen in der Vergangenheit auch institutionelle und weltanschauliche Blockaden beigetragen haben. - »