Dresdner Elegien
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Den meisten dürfte Rudolf Scholz als Autor von Romanen bekannt sein wie „Mein lieber Herr Gesangsverein“ (1999), „Und geh nicht ohne Gruß“ (2005) oder zuletzt „Schließzeit“ (2012), ein Bibliotheksroman. „Aber in seiner Prosa ist er immer auch Dichter“, betonte Schriftstellerkollege Norbert Weiß in seiner Einführung zur Buchpremiere. Wie umgekehrt die Langzeilen seiner Elegien zu Prosa tendieren, bisweilen zum Essay. Nachdenklichkeit, Trauer, Klage ist ihre bestimmende Grundhaltung. Das liegt nahe, denn die Zerstörung der Stadt 1945 ist die dunkle Mitte, um die diese Elegien kreisen. Der Dichter betrachtet das Gedenken, wird zornig angesichts der Neonazis, die es missbrauchen, weiß sich den Gegendemonstranten und Blockierern verbunden, schüttelt den Kopf über den Streit um Opferzahlen. Kurz in heitere Tonart wechselnd, spöttelt er mit launiger Ironie über den Hang der Dresdner zu barocken Lustbarkeiten und holt in einer aufmüpfigen Vision die Armen der Stadt zum Silvesterkonzert in die Semperoper. Der Bau des „Brückenmonsters“ am Waldschlößchen treibt ihm die Galle ins Blut, er schäumt gegen Bürokraten, Obrigkeit und Diener des Rechtsstaats. Entsetzt ist er über Demonstrationen gegen Flüchtlinge. Seine Sicht reichert er mit eigenen Fluchterfahrungen an. Das niederschlesicher Plagwitz, wo er 1939 geboren wurde, musste er mit den Eltern gegen Kriegsende verlassen.