Hero liest Grillparzer, Leander lernt schwimmen - eine klassische Liebesgeschichte, Kuchen und Prothesen - zwei dutzend Kurzprosatexte
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In „hero liest grillparzer / leander lernt schwimmen“ setzt Gerhard Rühm im Nebeneinander wörtlicher Zitate und faksimilierter Illustrationen eines Schwimmkurses aus dem Fin de Siècle und Stellen aus Grillparzers „Des Meeres und der Liebe Wellen“ die sich anbahnende Liebesgeschichte einer Novizin und eines jungen Klosterbesuchers auf amüsant vermittelte Weise in Szene. Angefacht durch die erotischen Konnotationen eines religiösen Traktats entzündet sich an Hand der als Wegweiser für Leander bestimmten Kerze Heros Begehren nach dem „anderen Ufer“, das diese in Gestalt der Äbtissin imaginiert. In kunstvoller Verflechtung der verwendeten Codes und Motive dekonstruiert Rühm überliefertes Pathos. Das Interesse, literarische Darstellungsklischees zu durchbrechen, leitet auch die Textbewegung der „kuchen und prothesen“ betitelten 24 Prosastücke, die je zur Hälfte aus den 1950er Jahren sowie aus der aktuellen Produktion Gerhard Rühms stammen. Als avancierte Versuche, innere Vorgänge erzählerisch in adäquater Form nachzuvollziehen, nehmen sich die frühen, in der Tönung melancholisch bis „cool“ gehaltenen Arbeiten Erinnerungen, Albträume und Visionen, aber auch erotische Phantasien zum Vorwurf. Einer travestierten „Enzyklopädie“ gleich, fügen mehrere der jüngeren Texte wie „feiertag“, „klingelbeutel“ oder „tränen“ Fakten und aus dem Eigensinn der Sprache Erfundenes zu teils skurrilen Satzwelten, die inhaltslose Rituale und ideologische Verblendung, zumal der katholischen Kirche, decouvrieren. Ein Fest forminnovativer und kritisch-engagierter Poesie!