Boris Podrecca ist der Prototyp eines mitteleuropäischen Architekten: In seinem Schaffen realisiert er die Vernetzung der vielfältigen Wurzeln und Quellen in jenem Raum, der über Landesgrenzen hinweg für eine ganz spezifische Tradition und Modernität steht: die obere Adria mit ihrer k. u. k. Vergangenheit. Boris Podrecca integriert diese Einflüsse in seine unverkennbaren Bauten und Plätze. Sein historisches Bewusstsein sowie seine Auseinandersetzung mit Vertretern der Moderne wie Gottfried Semper, Josef Plecnik, Max Fabiani oder Adolf Loos machen Podrecca zu einem der ganz Großen seines Fachs. Die Monografie in der Reihe „Architektur im Ringturm“ veranschaulicht sein ebenso umfangreiches wie vielfältiges Schaffen in Österreich, Slowenien, Kroatien, Italien und Deutschland anhand zahlreicher Farbfotografien von Bauwerken, Platzgestaltungen und Innenarchitekturen wie z. B. des Museums Moderner Kunst Ca’ Pesaro in Venedig (1992-2002) oder des Weinguts Novi Bric an der Grenze Slowenien / Kroatien / Italien (1998-2002). In Wien stach Podrecca mit dem Millennium Tower (Wien-Brigittenau, 1995–99) oder seinem modellhaften sozialen Wohnbau (In der Wiesen Nord, Wien-Erlaa, 1996-2000) hervor. Das Buch zeigt auch seine jüngsten Entwürfe für das Museum für Wissenschaft und Technik, Belgrad, (ab 2007) oder den Neubau der Landesdirektion der Wiener Städtischen und der Donau Versicherung in Graz (ab 2007).
Michael Großmann Knihy


Gebildete Menschlichkeit
Festschrift für Hans-Georg Wittig zum 80. Geburtstag
„Ungeheuer ist viel. Doch nichts ist ungeheurer als der Mensch.“ Sophokles‘ Worte sind heute besonders relevant: Unsere kulturellen und technischen Errungenschaften sind beeindruckend, während wir gleichzeitig unser Leben und das der Umwelt in bedrohlicher Weise gefährden. Vor diesem Hintergrund sind Bildungsprozesse unerlässlich, die den Menschen über sich selbst aufklären. Immanuel Kant stellt zentrale Fragen des Mensch-Seins: „Was kann ich wissen?“, „Was soll ich tun?“, „Was darf ich hoffen?“ Diese Fragen werden in der Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ethik und Theologie behandelt. Hans-Georg Wittigs pädagogische Anthropologie beleuchtet diese kantischen Fragen und bewegt sich im Spannungsfeld dieser Disziplinen. Sie fordert ein Denken, das neben der Zweckrationalität auch die vernehmende Vernunft einbezieht und objektive moralische Maßstäbe für unser Handeln betont. Die Frage nach dem göttlichen Grund unserer Existenz bleibt offen, doch eine an der Aufklärung orientierte liberale Theologie kann hilfreiche Deutungsmuster anbieten. Die Autoren dieser Festschrift knüpfen an Wittigs Gedanken an und entwickeln sie weiter, vereint in Albert Schweitzers Forderung nach einer „Heilighaltung des Lebens“.