Giannina Wedde schenkt uns in diesem Buch 100 Segenstexte zu den Themen, die
unseren Alltag bestimmen und in denen wir uns Segen wünschen oder Segen
zusprechen möchten. In wunderschönen, poetischen Texten können wir Gott an
unserer Seite spüren.
Nächtlich werden: das Ungewisse hereinlassen, neugierig nach dem Geheimnis des Lebens tasten, aus freiem Willen berührbar und verletzbar sein, in die Tiefe jeder kostbaren Erfahrung hinabsteigen - umschlossen von der Heimat, die wir fast vergessen hatten: die Herzkammer der Nacht. Giannina Weddes Gedichte sind eine Einladung zu mutiger Lebenskunst und eine Hommage an die Nachtseite alles Lebendigen. Lass jedes Wort wie einen müden Quell versiegen. Koste die Süße tiefer Nachtverschwiegenheit. Atme Vergessen, denn die losen Enden liegen nun beim Vollender und der Weberin der Zeit. Sei schwer wie Erde, falle seufzend durch die Räume, über die Schwelle. Fürchte nichts, Du bist bewacht. Wie warmes Gold füllt Dich die Weisheit Deiner Träume. Du wirst geboren in der Herzkammer der Nacht.
Stirbt ein Mensch, so wirft das für die Hinterbliebenen existentielle
Fragen auf. Uns wird unsere eigene Sterblichkeit vor Augen
geführt und wir können vieles nicht begreifen. Der Tod löst Emotionen
in uns aus: Bestürzung, Angst oder vielleicht auch Schuldgefühle.
Die Fragen nach dem „Warum?“ oder nach dem „Was
kommt dann?“ treiben uns um. Die ewig gleichen Antworten
der Kirche lassen heute viele ratlos zurück, mit den Formeln und
Phrasen, die bei der Beerdigungs- und Trauerfeier gesprochen
werden, fühlen sich Menschen häufig in ihrem Schmerz nicht
mehr wahrgenommen.
Giannina Wedde gelingt es in diesem Buch, den Fragen, Ängsten,
aber auch der Hoff nung und der Erinnerung neue, poetische
Worte zu geben. Und weil hier die Untröstlichkeit genauso ihren
Platz hat wie die Wut, die Liebe genauso wie der Zweifel und das
Vergessen, werden sich Trauernde mit all ihren manchmal auch
widersprüchlichen Gefühlen darin wiederfinden.
Die Gedichte in diesem Band geben Zeugnis davon, wie mystisches Erleben unserer Verbundenheit mit allem Lebendigen und der entgrenzenden Kraft, die alles Lebendige hervorbringt, mehr und mehr Raum überlässt: im Gebet, in der Begegnung mit unserem Nächsten, in der Natur, in der dunklen Nacht der Seele und angesichts unserer Endlichkeit.
Winterzeit. Die Kräfte der Natur ziehen sich zurück. Das Licht weicht der Dunkelheit. Eine besondere Stille breitet sich aus. Die dunkle Jahreszeit beschenkt uns mit einer ganz eigenen Schönheit und mit Sinnbildern, die uns auf eine innere Reise mitnehmen. Wir begegnen dem Loslassen und Leerwerden, der Stille und dem Lauschen, dem Warten und tiefer Empfänglichkeit. Wenn die Sonnenwende die Rückkehr des Lichts besiegelt und die Raunächte uns zum Aufbruch einladen, wachsen auch in uns neue schöpferische Kräfte, die schon bald überschäumendes Leben hervorbringen. In winterweißer Stille ist wie eine poetische Gehmeditation durch das winterliche Geheimnis, hin zu mehr Lebenstiefe, Berührbarkeit, Mut und Herzensruhe.