Politische Eide dienen staatlicher Herrschaftssicherung und politischer Loyalitätsbildung. Dies gilt auch und gerade für Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert mit seinen zahlreichen politischen Umbrüchen und Verwerfungen: jedes politische System zwischen 1871 und der Gegenwart nutzte den Eid, um politische Treue seiner Staatsdiener zu generieren und zu festigen. Gerade der im Schwur angelegte Zugriff auf das Gewissen des Einzelnen machte den Eid zum Herrschaftsinstrument. Im Ritual des Eides bündeln sich Recht, Religion und Moral, geprägt von den jeweiligen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen. Im Sinne einer politischen Kulturgeschichte ermöglicht eine diachrone Analyse des politischen Eides zentrale Erkenntnisse über den Wandel von staatlichem Herrschaftsanspruch und politischer Loyalität sowie über das spannungsreiche Verhältnis zwischen Staat und Staatsbürger.
Vanessa Conze Knihy





Der legendäre Vergnügungstempel! Wer sich in Berlin amüsieren wollte, ging ins Haus Vaterland. Ende der 1920er- Jahre war das Haus Vaterland am Potsdamer Platz das wohl modernste Vergnügungsetablissement der Welt. Erstmals beschreibt die Historikerin Vanessa Conze das bunte Treiben, die verschiedenen Restaurants, Bars, Verkaufsausstellungen und die Personen, die hier die Nacht zum Tage machten. Vanessa Conze schlägt einen weiten Bogen von Leo Kronau, dem Gründer des Hauses, die Familie Kempinski und die Begeisterung für technische Errungenschaften, für Kunst und Kitsch, über den langjährigen Direktor Richard Fleischer bis hin zur „Arisierung“ des Hauses 1933. Sie beleuchtet die Rolle des Hauses im Nationalsozialismus ebenso wie sein Ende im Bombenhagel und das Nachspiel der Ruine im Niemandsland zwischen Ost und West.
Krieg und Nachkriegszeit auf dem Land.
Die Schwalm 1939 bis 1955
Die Schwalm im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit: Das ist eine Geschichte fundamentaler Veränderungen und großer Herausforderungen für die lange fern der dynamischen Transformation der Moderne gelegene Region in Nordhessen. Zwischen dem Beginn des Zwei- ten Weltkriegs 1939 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 lagen nur zehn Jahre. Aber was für Jahre waren das! Sie veränderten das Gesicht des Landkreises Ziegenhain in stärkerem Maße, als es die Industrialisierung, der Erste Weltkrieg, die Krisen und der Kämpfe der Weimarer Republik und auch die „Friedensjahre“ des Nationalsozialismus getan hatten. Die ländlich-agrarisch geprägte Region ohne größere industrielle und urbane Zentren, tief protestantisch und politisch konservativ geprägt, erlebte die großen Veränderungsprozesse, die Deutschland im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert prägten, lange aus einer Randposition. Nun aber, mit dem Zweiten Weltkrieg und seinem Ende kam die Welt in die Schwalm. Unter dem Druck des Kriegs und seiner Folgen brachen alte Strukturen auf. Am Beginn der fünfziger Jahre hatten sich der Landkreis Ziegenhain und seine Bevölkerung verändert. Doch der Wandel erzeugte auch Beharrung: Alte Traditionen, aber auch alte Überzeugungen gingen nicht verloren und manches, gerade im Weltbild der Menschen, überdauerte. Von diesen Entwicklungen, diesen Spannungen zwischen Veränderung und Beharrung, zwischen Tradition und Modernisierung erzählt das vorliegende Buch.
Das Europa der Deutschen
Ideen von Europa in Deutschland zwischen Reichstradition und Westorientierung (1920-1970)
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland sehr unterschiedliche Vorstellungen von Europa. Erst in den späten fünfziger und sechziger Jahren setzte sich das Modell eines liberal-demokratischen, eines westlichen Europas durch. Die lange Zeit konkurrierenden Europakonzepte verortet Vanessa Conze sowohl politik- als auch sozialhistorisch. Nicht zuletzt geht sie der Frage nach, in welchem Verhältnis die unterschiedlichen Europaideen zum Nationalsozialismus und insbesondere den nationalsozialistischen Plänen einer europäischen Ordnung standen. Gerade in diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die Identifikation von Europagedanken und freiheitlicher Demokratie erst das Ergebnis jüngerer politischer Entwicklungen ist und es in Deutschland bis weit in die Nachkriegszeit hinein dauerte, bis ältere antidemokratische, antiliberale oder antiwestliche Europavorstellungen überwunden waren.
Richard Coudenhove-Kalergi
Umstrittener Visionär Europas
Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi war einer der wichtigsten Visionäre „Europas“ im zwanzigsten Jahrhundert. Vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zu seinem Tod 1972 setzte er sich ununterbrochen für eine europäische Einigung ein. Er suchte den Kontakt zu den wichtigsten Politikern der europäischen Länder, schrieb zahllose Artikel und Bücher und reiste quer durch Europa, alles mit dem Ziel, seine europäischen Konzepte baldmöglichst verwirklicht zu sehen. Wichtigstes Instrument in diesem Einsatz für Europa war jedoch die von Ihm gegründete Paneuropa-Union, die erste Europabewegung überhaupt.