Max Blaeulich Knihy






Sie liebte Engel: »Bring mir die Arche an die Grenze«. Was ihr begegnete, Männer … »wähle ich erst in der Erinnerung aus.« Sie sehnte sich ins Leben, dessen Hände sie nicht halten konnten, eh sie es sich nahm. Und: Sie verfaßte Gedichte in einem gar nicht verstörenden, in bitter-lichtem Ton – Perlmutt aus Schmerz, Knoten (Maß/Schrift) ihrer Sehnsucht … »es ist eine Seereise bis zu dir«. Träume, Erlebtes, Geliebte(s) halten, Traumata, Trennung, Tod bannen wollte sie im Schreiben – in Gedichten und Prosa, Briefen im »Roman in Ich-Form«, doch immer wieder, gewisser ahnend: »Der Bogen meiner Brauen ist kein Weg.« Die Tagebücher, vor allem ihrer Ausreisen (Norwegen, Paris), sind luzide, impressive Verzeichnisse der Schatten, die das ferne Herz warf. »Steigen in die kühlen Sterne« – ein früher Wunsch. Im Aufgehen schon verging ein Stern, der zu finden ist im Sternbild österreichischer Dichtung, zwischen Lavant, Bachmann, Aichinger. Dieses Buch umfaßt veröffentlichte und bisher unveröffentlichte Gedichte, Prosa, Tagebücher, Briefe, Fotos aus dem Nachlaß. Das Kräftner-Buch.
Unbarmherziges Glück
- 394 stránek
- 14 hodin čtení
Im Rumänien der Zwischenkriegszeit geboren, in Armut aufgewachsen und von den Kriegswirren nach Österreich gespült, kannte Frau Bertas Leben nur Demütigung, Schmerz und Elend. Diese Landschaften der Niedertracht sind es, die sie, nun im Altersheim, vor dem Erzähler ausbreitet. Der wiederum, wohnhaft in der von Tätowierten, Einarmigen und großherzigen Schwedinnen bevölkerten Adlerschen Pension, beginnt sich in dem Heim mit seinen zwielichtigen Insassen und Pflegern wohlzufühlen und zeichnet getreulich Frau Bertas Bericht auf. Max Blaeulichs Werk funkelt in allen Schattierungen der Verzweiflung. So sprachmächtig und gnadenlos ist die existenzielle Einsamkeit seit Kafka nicht mehr beschrieben worden.
Ein Afrika-Roman als Spiegelbild europäischer Geschichte Österreich-Ungarn am Vorabend des Ersten Weltkriegs: Vier Weiße machen sich auf nach Uganda, jeder der vier mit eigenen Zielen. Stackler zum Beispiel, der Physiologe, vermisst Afrika über die Körperteile seiner Ureinwohner und ist auf der Suche nach Monstrositäten. Eine solche ? ndet er in seinem Träger – zwei Meter acht groß -, den er kurzerhand Kilimandscharo nennt und für seine rassenkundlichen Forschungen mit nach Wien nimmt. Bis Stackler das Interesse verliert, das Aufsehen in der Wiener Gesellschaft abklingt und er Kilimandscharo zurückschickt: entwürdigt, entwurzelt, in Trachten-Lederhosen mit Hirschhornknöpfen. Wie im Falle Stackler kommt auch in den Forschungsinteressen aller anderen bald ein privater Wahn zum Vorschein, der keine Rücksichten mehr kennt, geprägt ist von Rassismus und kolonialistischem Herrenmenschengehabe und der Anmaßung zivilisatorischer Überlegenheit. Max Blaeulich entwirft in diesem kühnen Roman auf der Grundlage historischen Materials das Bild einer zutiefst dekadenten Gesellschaft, die die großen Katastrophen, in denen sie untergehen sollte, aus der Pervertierung ihrer Werte selbst hervorbringt. So ist der so genannte wilde Kontinent, das Ziel der Reise, zugleich auch der Ort, an den sie zurückkehrt.
Menschenfresser I.-III.
- 3 svazky
HITLER IST AN DER MACHT, aber noch nicht in seiner Heimat. Dort wartet man darauf, ins Reich „heimzukehren“, voll Hoffnung die einen, voll Angst die anderen. Stackler ist keiner, der gerne wartet, und er kennt vor allem keine Angst. Der „illegale“ Nazi rüs - tet sich für seine große Stunde: Stackler will als Leiter des Instituts für Rassenforschung den neuen Menschen schaffen, auf universitärem Boden für reines Blut sorgen, ausmerzen. Dass ihn „das Fräulein März“, die ihm nicht nur wissenschaftlich zu Diensten ist, zum Vater eines illegitimen Kindes macht, kommt ihm dabei sehr ungelegen. Aber wozu kennt einer wie Stackler den Wert des Lebens … „Gestatten, Professor Stackler, Physiologe.“ Wer sich so schneidig und zackig vorstellt, weiß vor allen anderen, wo es langgeht, und macht seinen Weg im Stechschritt: die Karriereleiter hinauf, von einem Reich ins andere, von einer Republik in die andere und immer über alle Leichen hinweg. Im Herzen des Herzens der Finsternis: Max Blaeulich schließt seine Trilogie über das wilde Europa ab – ein Werk, das in der deutschsprachigen Literatur keinen Vergleich kennt: schonungslos, kühn, radikal.
Als Sklave nach Europa verschleppt, Mitbringsel einer Afrika-Expedition, sucht Gatterbauerzwei, neben Alois Gatterbauer zweiter Diener seines Herrn, seine Heimat Uganda. Er landet über Um- und Irrwege in Ungarn, geht vor die Hunde, wird schließlich aufgegriffen und soll im Haus des Grafen Pallavicini zum kultivierten, katholisch bekehrten Salondiener gemacht werden. Er lernt schnell, Umgangsformen, Kellnern, Deutsch – aber er lernt vor allem eines: zu hassen. Als in Serbien Thronfolger Franz Ferdinand ermordet wird und der Erste Weltkrieg losbricht, ist er auf seine neue Rolle gut vorbereitet: Er zieht in den Krieg - für einen fremden Kaiser, einen fremden Gott, ein fremdes Vaterland. Wie überlebt man Europa, den wilden Kontinent, den permanenten Krieg im Herzen der Finsternis? Und was bedeutet Menschlichkeit, wo der Mensch nichts weiter ist als ein Spielball fremder Mächte - Sklave, Soldat, Schauobjekt, Lustobjekt, Ware? Max Blaeulich entwirft auf der Grundlage penibel recherchierten historischen Materials das Bild einer zutiefst verkommenen Gesellschaft: Europa, eine Kultur, deren Werte von rassistischer Arroganz und kapitalistischer Profitgier pervertiert sind und die mit Pomp und Trara und über Leichen von einer Katastrophe in die andere stolpert.