Dieser Band bietet eine Einführung in die linguistische Beschäftigung mit politischem Sprachgebrauch und orientiert sich dabei an den zentralen Untersuchungsgegenständen in diesem Bereich – Wort, Text und Diskurs. Sein Anliegen ist es, sowohl einen komprimierten Überblick über wichtige Fragestellungen und Analyseverfahren zu geben als auch das Zusammenspiel dieser drei Ebenen vor Augen zu führen. Dieses Ziel wird umgesetzt, indem Wörter und Texte im politischen Gebrauch der Sprache sowie die Diskursebene in jeweils einem Teilkapitel anhand desselben Diskurses, des bundesdeutschen Migrationsdiskurses, diskutiert werden. Zu allen drei Bereichen gibt es Beispielanalysen, die methodisches Vorgehen verdeutlichen und zur Entwicklung eigener Fragestellungen anregen sollen.
Melani Schröter Knihy


Die Arbeit geht der Frage nach, welche Annahmen politische Redner über ihre Adressierten haben und wie sich diese Annahmen in der Textgestaltung niederschlagen. 114 Reden von Bundeskanzlern von 1951 bis 2001 werden anhand des Konzepts von Adressatenrollen auf Erscheinungsformen von Adressatenorientierung hin untersucht. Adressatenrollen erfassen die Aspekte, die für den Redner an den Adressierten relevant sind. Politische Redner vergegenwärtigen sich die Adressierten in vier Rollen: als Handelnde, als Träger von Bewusstseinsinhalten, als Wahrnehmende und als Teil von Gemeinschaft. Mit Hilfe einer qualitativen Korpusanalyse werden sprachliche Erscheinungsformen der Bezüge auf die verschiedenen Adressatenrollen aufgezeigt und mit Blick auf ihre Funktion in der politischen Rede analysiert.