Andreas Unger Knihy



Von Algebra bis Zucker
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Das Minarett, der Harem, die Falaffel – das sind Wörter aus der arabischen Sprache, die sich bei uns mit den Dingen, die sie bezeichnen, eingebürgert haben. Aber auch so geläufige, zum Teil ganz treudeutsch anmutende Wörter wie Aprikose, Benzin, Gamasche, Kaliber, Lack, Laute, Limonade, Matratze, Scheck, Sofa, Spinat, Tasse, Ziffer und sogar Zucker stammen aus dem Arabischen. Es mag gerade viel vom »Kampf der Kulturen« die Rede sein, das Zusammenwirken der Kulturen ist viel älter, und es hat vor allem im Mittelalter bewirkt, dass eine neugierige, aufnahmebereite und vermittlungsfreudige arabische Kultur Europa gelehrt hat, was feine Lebensart, Wissenschaft und Technik sind. Längst nicht alle diese Begriffe und Dinge stammen ursprünglich aus der arabischen Kultur, sie wurden zumeist von den Arabern im Zuge der Expansion des Islam von anderen Kulturen übernommen, wie z. B. der persischen, der indischen, oder auch den schriftlichen Relikten der antiken griechischen Wissenschaften. Andreas Unger versammelt in seinem Lexikon alle geläufigen deutschen Wörter arabischer Herkunft, und mit der Wortgeschichte schreibt er immer auch Kapitel einer Kulturgeschichte der Dinge, die die Wörter bezeichnen.
Im „Vater Unser“ heißt es: „Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“. Andreas Unger hat diese Zeilen seit seiner Kindheit gebetet, ohne je darüber nachzudenken. Doch was bedeutet Vergebung wirklich? Der preisgekrönte Reporter begibt sich auf eine weltumspannende Suche nach Antworten und trifft Menschen, die unterschiedliche Erfahrungen mit Vergebung gemacht haben. Sie haben Schmerzhaftes erlebt und stehen vor der Frage, wie sie mit den Verantwortlichen umgehen sollen. Ihre Antworten sind berührend und widersprüchlich und zeigen, dass Vergebung kein Muss, sondern ein Privileg ist. Die Frage „Wie geht Vergebung?“ drängt sich in Ungers Bewusstsein und lässt ihn nicht mehr los. Ohne eigene biografische Bezüge sucht er das Gespräch mit Menschen in Deutschland, Polen, Israel, Palästina und den USA. Er begegnet einer Mutter, die ihre Tochter beim Amoklauf verlor, einem Mann, der nach einem Unfall neu anfangen musste, einer Auschwitz-Überlebenden, einer Frau, die ihre leibliche Mutter nach Jahren wiedertraf, und einer Frau, die gegen die Todesstrafe für den Mörder ihrer Tochter kämpft. Unger hört zu, fragt nach und versucht zu verstehen. Die Geschichten berühren ihn tief und wecken Wut, Scham und Bewunderung für den Umgang der Menschen mit Schuld und Vergebung. Er erkennt, dass Vergebung nicht erzwungen werden kann, sondern ein Kind der Freiheit ist.