Irene Suchy Knihy






Otto M. Zykan, Dichter, Komponist, Interpret, Performer und Filmemacher, wurde am 29. April 1935 in Wien geboren und starb am 25. Mai 2006 in Niederösterreich. Er war von 1945 bis 1946 Mitglied des Chores der Wiener Sängerknaben und studierte ab 1946 an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst Klavier sowie ab 1953 Komposition. Im Jahr 1965 gründet er zusammen mit Kurt Schwertsik das MOB art & tone ART Ensemble, dem auch der Komponist HK Gruber angehört. Zykan kreiert eine den Raum innovativ erschliessende Konzert-Dramaturgie aus Gestik, Text und Musik für seine Salonkonzerte - 1965-2005. 1971 beschliesst Zykan seine Karriere als Pianist. Von da an widmet er sich ausschliesslich seinem eigenen Schaffen, das von szenischer Komposition bis zur politischen Satire einen weiten künstlerischen Bogen spannt. Musikwissenschaftliche Publikationen lassen Bezüge und Anknüpfungspunkte zum Werk Mauricio Kagels, zu Gedichten und Satztransformationen von Kurt Schwitters (und anderen Dadaisten) sowie zu John Cages Aktionskompositionen in seinem Schaffen erkennen. Der Filmemacher Zykan erarbeitet - grossteils im Auftrag des ORF - ein kompositorisch-strukturales OEuvre, das heute Bestandteil von Avantgarde-Filmfestivals und von Museumskollektionen ist. Gestik, Pantomime, Text und Musik bilden eine kompositorisch-strukturelle Einheit. Zykan war bei allen seinen Musiktheaterarbeiten nicht nur Autor und Regisseur, sondern stand auch als Sänger, Pianist und Performer auf der Bühne
Otto M. Zykan war Komponist, Performer, Pianist, Filmemacher; und immer Sprachkünstler. Poesie ist immanenter Bestandteil aller seiner Werke und ein künstlerisches Resümee gesellschaftspolitischer Verhältnisse. Vorliegende Auswahl Umfasst Texte, die einen Einblick in seine vielgestaltige Ausdruckswelt geben, sie fordern heraus und betreffen – das Naheliegende und das Wesentliche.
Friedrich Gulda
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Vor zehn Jahren, am 27. Jänner 2000, starb Friedrich Gulda, der Unvergleichliche – just am Geburtstag seines göttlichen Meisters, Wolfgang Amadeus Mozart. Gulda, der Pianist von Weltruf. Gulda, der nackt auftrat – wenn auch nur im TV. Gulda, der öffentlich brüskierte, Kritikern und Bankdirektoren Einlass verbot, gegen „vernagelte Klassik-Trottel“ anrannte, sein Publikum selbst bestimmen wollte, einfach nicht im Wiener Konzerthaus erschien, um Schach spielend im Fernsehen aufzutauchen: Schach statt Bach. Gulda, der den Beethoven-Ring zurückgab und das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst auch nach fünfmaliger Aufforderung nicht abholte. Gulda, der dem Konzertleben nicht nur den Frack – „den Frack für de Gfrasta“ – nahm und den Rollkragenpullover gab. Gulda, der sich dem Denkmal verweigerte, wenn auch 1969 Fans auf den Beethoven beim Akademischen Gymnasium in Wien „Lang lebe Gulda!“ schrieben. Mit viel Akribie und Neugier geht die Musikpublizistin Irene Suchy den Spuren dieses außergewöhnlichen Künstlers nach, seiner Musik, seinen Aufnahmen, seinen Initiativen, Weggefährten und Gefährtinnen. Sie setzt sich mit Guldas Tabubrüchen, mit seinem Ich-Theater und Maskenspiel auseinander und entwirft so ein beklemmend dichtes Porträt des großen Exzentrikers.
Litanei gottloser Gebete
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Ich wurde beobachtet statt geliebt. Ich übernahm, weil ich nicht wusste, mich zu lieben, mich zu beobachten. Ich übernahm meinen Beobachtungsposten. Ich wurde meine Beobachterin: genauso hart, untröstlich, gnadenlos, böse, jähzornig, meine Fehler mir heimzahlend. Ich wurde, was meine Mutter mir war: ich war mir mehr böse als ihr.
Die dominante historische Linie ist eine Notenzeile über die gesamte Länge, an deren fünf Linien 100 Notenkopfporträts hängen: Komponistinnen aller Zeiten, aller Kontinente, fast aller Länder. Zwei dominante Einschnitte bedeuten Erweiterung und dramatische Verengung. Das Jahr 1918 markiert die Erlangung des Wahlrechts in Österreich, das Jahr 1938 bedeutet in Österreich eine enorme Verengung auf den Raum der Verfemten. Schaffensbereiche des weiblichen Komponierens: Sakraler Raum, barocke Bühne als höfischer Freiraum, Salon und Einladung zum Klavierspiel, Kinosaal mit Filmmusik von Portman bis Eisenreich und der weite, unbegrenzte Bereich des gegenwärtigen Komponierens.
„Partituren des Körpers“ umkreist die Geste als musikalisch-künstlerische Quintessenz im zeitgenössischen Komponieren, in der Musiktheater-Regie von Werken des 20., 19. und 18. Jahrhunderts, in einem weiten Feld der Genres, das von Kinder-Erzähl-Konzerten bis zu elektronischer Improvisationskunst, von gestischer Komposition in Werbespots bis zu Traktaten der Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts reicht. Die Geste im musikalischen Spannungsfeld von Choreo graphie, Performance, Komposition, Regie, Gender und Vokabular ist ein Schlüssel zum Verständnis weit über die Musik hinaus. So spannt schon die Einleitung einen weiten Bogen von der Anerkennung der Gebärdensprache als Kultur erbe über die strafrechtliche Behandlung der Geste, Code sprachen wie jene des Tauchens oder jene mit dem Fächer bis zu den digitalen Technologien. Dass die Geste einerseits aus Kult und Kommunikation nicht wegzudenken ist und andererseits die Musik genauso bestimmend prägt wie der Klang, die Tonhöhe oder der Text, macht die Beschäftigung mit ihr aus musikalischer Sicht zu einer Erkenntnisquelle für jedwedes – nicht nur musikinteressiertes – Publikum.
Strasshof an der Nordbahn
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Empty Sleeve - „der leere Ärmel“ - augenscheinlichstes Merkmal des Arm-amputierten Pianisten. Paul Wittgenstein verlor im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm und begann eine beispiellose Karriere als Pianist und Produzent. Erst im Dezember 2004 wurde das letzte seiner 17 in Auftrag gegebenen Klavierkonzerte uraufgeführt, jenes von Paul Hindemith. An dem von ihm initiierten Oeuvre an Klavierkonzert-, Solo- und Kammermusikliteratur arbeiteten die Großen der europäischen Musikgeschichte; es reicht von Ravel bis Richard Strauss, von Prokofjew bis Franz Schmidt, von Britten bis Tansman. Paul Wittgensteins Wirken stand bislang im Schatten seines Bruders Ludwig. Seine Geschichte ist auch die einer berühmten Familie, die Österreichs Wirtschaft und Kunstszene geprägt hat; sie ist eine ganz besondere des Exils, der Flucht vor den Nazis, des Freikaufes und der Restitution; sie ist ein Brennspiegel der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts und in weiterer Folge Teil der US-amerikanischen Musikszene. Und sie ist eine kaum vergangene: Wittgensteins Witwe, die in Wien geborene und mit ihm ins Exil gegangene Hilde Schania, starb erst 2002; der Nachlass im Ausmaß von dreieinhalb Tonnen kam fast gänzlich in ein Privatarchiv nach Hongkong.