Fabliau, Exempel, Märe, Novelle, Fazetie, Schwank – im Spätmittelalter erfreuten sich Kurzerzählungen aller Art großer Beliebtheit. Die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen betrachten diese Texte losgelöst von ihren Überlieferungskontexten und analysieren sie einzeln und für sich genommen. Tatsächlich sind die Kurzerzählungen jedoch immer in Sammlungen tradiert, sei es in handschriftlichen oder in gedruckten. Der Fokus auf die Verbindung zwischen der epischen Kleinform und dem Textkonglomerat, in dem sie präsentiert wird, eröffnet zahlreiche Untersuchungsperspektiven. Es sind deshalb vor allem die Spannungsfelder Einzeltext vs. Sammlung und Handschrift vs. Druck, die den Rahmen für die in diesem Band vereinigten Studien bilden. Dabei werden nicht nur deutschsprachige Sammlungen in den Blick genommen, sondern im Vergleich dazu auch französische, italienische und englische Beispiele berücksichtigt.
Formen und Funktionen spielerischer Verfremdung und spöttischer Verzerrung in Texten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
Der Band versammelt Studien zu mittellateinischen, deutschen und englischen Texten, die Techniken und Strategien der Parodie in der Vormoderne beleuchten. Die Bandbreite der analysierten Beispiele reicht von den ›Carmina Burana‹ bis zur ›Aithiopika‹-Rezeption des 16. Jahrhunderts, umfasst geistliche Lyrik und Sangspruch ebenso wie mittelhochdeutsche Epik und bietet so Einblick in das weitgefächerte Spektrum parodistischer Sinnstiftung.
Erzählen ist ursprünglich ein Phänomen der Mündlichkeit. Die strukturale Narratologie hat ihre Konzepte vorwiegend auf Texten entwickelt, die kaum noch Merkmale dieser Ursprungsform aufweisen. Vormodernes Erzählen bewegt sich stark im Spannungsfeld zwischen Oralität und Literalität. In der kodikalen Manuskriptkultur wird volkssprachige Epik oft ohne paratextuelle Rahmung präsentiert, wodurch die Rollen des Verfassers und des Erzählers in der literarischen Kommunikation zusammenfließen. Der Fokus liegt auf mittelalterlicher Epik und analysiert, wie Schriftautorität, Autorschaft und die Inszenierung eines ursprünglich imaginierten Verhältnisses mündlicher Kommunikation im Kontext moderner Erzähltheorie interagieren.
Verbalisierungen einer Emotion in historischer Perspektive
420 stránek
15 hodin čtení
Wie wird Trauer in unterschiedlichen Epochen und Diskursen kodifiziert? Auf welchen kognitiven, sprachlichen und poetologischen Mitteln basieren Verbalisierungen von Trauer? So unterschiedlich die aus diversen Wissenschaftstraditionen stammenden Ansätze der historischen und kognitiven Semantik auch sind, sie haben gemeinsam den Nachweis erbracht, dass Sprache kein passives Vehikel der Bedeutungsförderung darstellt: Wörter und ihre Bedeutungen einerseits, der historische Wandel dieser Bedeutungen andererseits beeinflussen soziokulturelle Strukturen, Ordnungen des Wissens, Ideologien und Mentalitäten, darüber hinaus geben sie Auskunft über die Artikulations- und Kommunikationsmöglichkeiten hinsichtlich der Phänomene, die sich der Sprache zu entziehen scheinen. Vor diesem Hintergrund setzt sich der Sammelband zum Ziel, das Problem der Versprachlichung von Trauer in seiner Vieldimensionalität unter Einbezug historisch-poetologischer, sprachlich-kognitiver und philosophischer Perspektiven zu beleuchten.
Die Komplexität der barocken Fi-gurengedichte stellt heutige Leser vor mehrfache Herausforderungen: Einer-seits setzen die Texte ein vielschichti-ges kulturgeschichtliches Kontextwis-sen voraus, andererseits legen sie es nahe, die Verbindung zu späteren bild- und zeichentheoretischen Debat-ten von der Aufklärung bis in die Ge-genwart herzustellen. Für beide For-schungsrichtungen bietet diese Studie erstmals eine umfassende und konzise Grundlage. Der Band beleuchtet die Blütezeit der ‚gereimten Bilder‘ aus zwei systema-tisch aufeinander bezogenen Blickwin-keln: Ein erster Teil erschließt die Texte unter medientheoretischen und semio-tischen Gesichtspunkten als ‚hybride’ Gattung. Diese Analyse gibt ein In-strumentarium zur Hand, das eindring-liche Interpretationen einzelner Fi-gurengedichte überhaupt erst ermög-licht. Der zweite, umfangreichere Teil stellt die Bilder-Reime in ihren kultur-historischen Kontext. Umfassende Kommentierungen eröffnen die in den Werken jeweils vorausgesetzten Wis-sens- und Verstehenshorizonte