17 Millionen »ganz normale Männer« kämpften während des Zweiten Weltkriegs in Hitlers Armee. Felix Römer schafft aus über hunderttausend Seiten US-amerikanischen Vernehmungsberichten und Abhörprotokollen ein wirklichkeitsgetreues Bild der deutschen Wehrmacht. Hier sprechen die Akteure selbst – wir sehen den Krieg mit den Augen des normalen Soldaten.
Felix Römer Knihy




Verhinderter Held
Mach doch! Aber wenn nicht, halt die Fresse.
Obschon seit über fünfzehn Jahren auf den Poesie-Bühnen des In- und Auslands unterwegs, erscheint erst jetzt das lang erwartete Erstlingswerk von Felix Römer. Auf der Bühne besticht er durch seine markante Stimme, seinen Humor, seine Leidenschaft und wirkt manchmal wie ein Kuschelbär mit einem Vorschlaghammer. In seinen Texten treffen sich Pathos und Melancholie, Ernst und Komik, analytischer Scharfsinn und bissige Pointen. Felix Römers Gedichte und Geschichten sind bewegende Texte mit durchschlagender Wirkung, die niemanden kaltlassen. Wenn es was zu sagen gibt, dann sagt Felix Römer es; er reimt und erzählt über das Leben als Poet, über Punkrock, über verhinderte Helden und Fleisch als Metapher; über das Machen, Kriegen und Haben von Kindern und immer über die Liebe zum Leben.
Felix Römer schreibt Gedichte. Das hat dazu geführt, dass er einerseits deutschsprachiger Meister im Poetry Slam war und andererseits seine Texte in verschiedensten Zusammenhängen in die Öffentlichkeit brachte. Nun geht er mal wieder neue Wege. Während der letzten Jahre und zwischen allen Restriktionen, mit denen die Kulturszene umgehen musste, arbeitete Felix Römer daran, seine Texte musikalisch zu vertonen. Zusammen mit der Band Nachtfarben um den Musiker Martin Bosch wurde das, was bereits ohnehin zur Bühne drängte, so arrangiert, dass daraus ein vielschichtiges, klangreiches und packendes Programm entstand. Jazzige Sphären sowie eingängige Pop-Linien und rhythmische Arrangements treffen Poesie und wandeln sich unversehens zu Soundscapes, durch welche Römers Verse leiten. Es entstehen Stücke, die sich maßgeschneidert um die sonore, warme Stimme Römers legen. Dabei greifen die musikalische Durchtriebenheit von Nachtfarben und die Unbefangenheit Römers perfekt ineinander. Nicht umsonst kommentiert Felix Lobrecht: „Ich empfehle alles, was Felix Römer macht, und wenn es jetzt auf einmal Mucke ist, dann ist es jetzt auf einmal Mucke“, und Henning May sagte: „Das Beschissene an Felix` Texten ist, dass ich sie nicht geschrieben habe.“ Römer, der 2023 u. a. mit Luksan Wunder zusammen den deutschen Kleinkunstpreis gewann und mehrmaliger Stipendiat ist, trifft mit seinen neuen Wegen einen Zahn. Einen guten, einen, der nicht schmerzt, aber zum Sinnieren und Schwelgen anregt: einen hervorragenden Zahn der Zeit.
Der 'Kommissarbefehl' des Dritten Reiches stellt einen zentralen Aspekt der Kriegsverbrechen dar, die das deutsche Ostheer bereits vor dem Überfall auf die Sowjetunion beging. Polit-Offiziere wurden als 'Träger des Bolschewismus' betrachtet und sollten 'grundsätzlich sofort mit der Waffe erledigt' werden. Trotz des öffentlichen Zweifels an der Befolgung dieses Führererlasses durch die Wehrmacht belegt das Buch, dass diese Anweisung tausendfach umgesetzt wurde. Felix Römer analysiert umfassend alle verfügbaren Quellen und stützt sich auf Aktenmaterial der Frontverbände, die 1941/42 im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion tätig waren. Er beschreibt, wie die Kommissarrichtlinien vor dem 'Unternehmen Barbarossa' kommuniziert und in der Wehrmacht aufgenommen wurden. Römer verfolgt die entscheidende Frage, wie die Wehrmacht nach Beginn des Russlandfeldzuges mit diesem klaren Befehl umging, der sie zu planmäßigen Kriegsverbrechen anleitete. Im Kontext des Ostfrontkrieges offenbart er die Umsetzung des Kommissarbefehls und das Ausmaß des Mordprogramms. Seine differenzierte Betrachtung liefert neue Erkenntnisse über die Rolle des Heeres in Hitlers Vernichtungspolitik und ist unerlässlich für das Verständnis der Wehrmacht im NS-Staat und des Krieges im Osten.