Im Frankreich des 19. Jahrhunderts geht die Entwicklung einer modernen Ästhetik im Werk Théophile Gautiers, Charles Baudelaires, Gustave Flauberts und Joris-Karl Huysmans’ mit einer Kritik der modernen, als dekadent empfundenen Gesellschaft einher. Die Philosophie des gegen Ende seines Schaffens von der littérature décadente maßgeblich beeinflussten Friedrich Nietzsche ist ein Kulminationspunkt der europäischen Dekadenzkritik. Bereits bekannte Tendenzen wie der Vitalismus und die Abkehr von der traditionellen Moral als Antwort auf den Nihilismus liegen zentralen Motiven und Thesen wie dem Kult des Dionysischen, dem Gedanken der ewigen Wiederkunft und der Lehre vom Übermenschen zugrunde. Die Philosophie Nietzsches wiederum wurde um 1900 von nahezu allen bedeutenden an die littérature décadente anknüpfenden und die ästhetische Avantgarde vorbereitenden Autoren in Europa rezipiert, fiktional in Anwendung gebracht und dadurch kritisch reflektiert: von Gabriele D’Annunzio und André Gide über die spanische Generation von 1898 und Eça de Queirós bis zu Thomas Mann. Die vorliegende Studie untersucht diese Zusammenhänge gestützt auf Einzelinterpretationen von Werken der genannten Autoren unter besonderer Berücksichtigung des Spannungsverhältnisses zwischen Ethik und Ästhetik.
Diemo Landgraf Knihy


Kulturelle Hybridisierung bei José María Arguedas
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Die Romane und Erzählungen des peruanischen Autors José María Arguedas (1911-1969) fungieren in seinem Heimatland als Identitätserzählungen. Ihren Hintergrund bildet der Konflikt zwischen indianischen Kulturen und Nachfahren der Spanier. Die Texte dokumentieren, denunzieren und erforschen Ausgrenzung und Diskriminierung und stellen dabei einen gelungenen Versuch dar, dem Leser etwas über das grundlegend Andersartige und Unbekannte in nächster Nachbarschaft zu vermitteln. Sie überschreiten Grenzen mit den Mitteln der Kunst, zeugen aber auch gleichzeitig vom Scheitern sozialer Utopien. Die modellhafte Darstellung und Verschmelzung zweier divergierender Kulturen wird vom Autor dieser literaturwissenschaftlichen Studie unter dem Gesichtspunkt der kulturellen Hybridisierung untersucht.