Lang lebe die Maschine, lang lebe die Technik! In den zivilisatorischen Unwägbarkeiten der Technisierung zeigt sich das Kreative heutzutage an der Schnittstelle von Technik und Ästhetik, innerhalb der schöpferischen Unvorhersehbarkeit der neuen Apparate und im Kontext einer bereits mannigfach in der Alltagskultur verankerten Maschinen-Ästhetik. Seitdem dies der soziokulturelle Regelfall geworden ist, sind unterschiedlichste kommunikative (Medien-)Transformationen durch grafische und interaktive Interfaces entstanden. Diese haben zu allgemeinen Veränderungen in der subjektiven Wahrnehmung von analogen und digitalen Medien geführt. Geprägt von Vernetzung, Hyperlokalität, Hybridisierung, Cyborgisierung und Multimedialität bringen sie eine dezidiert »technisierte Ästhetik« zum Ausdruck bzw. leiteten sie eine solche ein. Dieser Band der Reihe »Welt | Gestalten« versammelt interdisziplinäre Beiträge, welche die »Logik der Technisierung« mit einer »Logik des Ästhetischen« systematisch in Beziehung setzen.
Lars Christian Grabbe Knihy






The history of images can be described as a history of technology and mediality. The development of images is deeply rooted in the potentials of media technologies and the numerous human inventions in the range of traditional craftsmanship, engineering science, computer science, and art and design. The factual embedding of images in the historical-technological processes constitutes a complex structure of an autonomous »image evolution« that must be highlighted, characterized and analyzed by the interdisciplinary academic discourses that are related to the functions and structures of visuality, pictoriality, and forms of multi-sensoric representations. The chosen term »evolution« is deliberately indicating structural laws that underlie historical events. These laws are intentional and logical processes of a historical and technological interdependency. In this interdependency, technology is evolving out of its inherent structures and additionally embedded in anthropological conditions and sociocultural dynamics. In this context, we should work with the concept of an »image evolution«.
One of the big myths and metaphors of the postmodern age is the Cyborg, which includes a large amount of different meanings. The Cyborg often expresses the transformation and extension of the body and exemplifies a postmodern range of technical determinism and human comprehension. In this perspective the Cyborg is no longer a concept of science fiction, technical apocalypse or cyberpunk, but more a construct that highlights the relation of modern media technologies within our every day culture; as well as the body and mind of spectators and users of these media systems. We are connected with a variety of poly-sensual media systems, and we use its potential for communication, multiplying knowledge, spatial and temporal orientation or aesthetic experience. Therefore we are a kind of Cyborgs, connected to media by complex multimodal interfaces. This volume monitors and discusses the relation of postmodern humans and media technologies and therefore refers to Cyborgs, interfaces and apparatuses within the perspective of an autonomous image science.
Technobilder
Medialität, Multimodalität und Materialität in der "Technosphäre"
Die voranschreitende Evolution der Medien hat eine Flut an Interface- und Displaytechnologien hervorgebracht, die neuartige multi-modale Repräsentationsformen erlauben und forcieren. Will man demnach der Beschreibung und Analyse moderner Medientechnologien in bildtheoretischer Perspektive gerecht werden, sollte dem traditionellen Bildbegriff ein aktualisiertes Verständnis dieser Phänomene zur Seite gestellt werden. Hierbei erscheint vor allem ein multi-modales Verständnis einer materiell induzierten Bildlichkeit – im Kontext aktueller Medientechnologien des interaktiven und digitalen Bewegtbildes – als zielführend, wenn es darum geht, gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen adäquat fassen zu wollen. Der vorliegende Band zieht daher Medialität, Modalität und Materialität als Konzepte für eine Medien- und Bildtheorie der „Technosphäre“ heran, um deren Tragfähigkeit, Reichweite und Beziehungen interdisziplinär auszuloten.
Immersion - design - art: revisited
- 231 stránek
- 9 hodin čtení
Eintauchen in eine künstliche Welt, den Unterschied zwischen Artefakt und Realität nicht mehr erkennen, ein Versprechen, das in Kunst und Design zwischen antiken Maleranekdoten und den digitalen Spielen unserer Tage nichts von seinem Faszinosum eingebüßt hat. Immersionsästhetiken haben spätestens seit der Renaissance immer wieder Konjunkturen, die in der Regel den Einbruch neuer Medientechnologien markieren. So zuletzt in den aufgeregten Debatten der Jahrtausendwende, als unter dem Eindruck digitaler Simulation gar ein vollständiger Bruch mit allen überkommenen Vorstellungen des Wirklichen konstatiert wurde. Mehr als ein Jahrzehnt später hat sich diese Realität als äußerst resistent erwiesen und die Technologien der Immersion wurden selbstverständlicher Bestandteil von alltäglicher Kommunikation und ästhetischem Erleben. In dieser Gewöhnlichkeit verbirgt sich die eigentliche künstlerische Herausforderung. Die Autoren zielen auf eine eigenständige medientheoretische Perspektive ab, in der Medienkunst weder als einfacher Effekt der Medientechnologie erscheint, noch die gesellschaftliche Realität der Medien mit der künstlerischen Phantasie der Medienkünstler verwechselt wird. Die Analyse dieses Designs der Gegenwart sowie seiner künstlerischen Reflexion zielt auf eine zeitgemäße Ästhetik des Digitalen ab, welche die naiven Pole zwischen Euphorie und Apokalypse, die die Debatte einst prägte, hinter sich lassen kann.
Media technology plays a significant role in addressing the different sense modalities of the recipient or user. This role seems to deeply influence our concepts of time and space: The more a media technology is becoming a trigger for sensory and perceptual experiences, the bigger is the influence on temporality and spatiality. Image Temporality could be one part of the temporality discourse to connect the concepts of static and dynamic images with the approaches in modern media theory, philosophy of mind, perceptual theory, aesthetics, and film studies as well as the complex range of image science. This volume monitors and discusses the relation of time, space and visual media within the perspective of an autonomous image science.
Bildverstehen
Spielarten und Ausprägungen der Verarbeitung multimodaler Bildmedien
In der menschlichen Wahrnehmung, Verarbeitung und Speicherung bewegter (interaktiver) Bildtypen spielen die Systeme des Mentalen und Leiblichen eine zentrale Rolle: Wir entschlüsseln Zeichen und Symbole, verstehen und erleben multimodale Artefakte, lassen uns vom Realismus digitaler Bilder überrumpeln oder koppeln uns mental und motorisch mit Filmen oder Computerspielen. Folglich formieren sich erst im Zusammenwirken von sinnlicher Adressierung, kognitiver Organisation und leiblicher Partizipation sowohl phänomenale als auch semiotische Prozesse des Verstehens oder Erlebens. Die davon geprägten spezifischen Verarbeitungs- und Speicherungsvorgänge medialer Impulse stehen im Fokus des Bandes.
Image embodiment
- 240 stránek
- 9 hodin čtení
In the new media environment, how are bodies and images related? How can, in other words, the human body be integrated with and reformulated in relation to the sensory and perceptual dimension? In response to this question, Image Embodiment looks not just to images and surface appearences but addresses at a deeper level the media that act as the supports for aesthetics. To think about visual culture in the twenty-first century necessarily implies the thinking of the specific role of media technologies. A view to media not only teases out the technical infrastructure of images but brings with it the potential for addressing the different sense modalities and realities of the human body. Recent theories of the sensory turn are effectively highlighting innovative approaches for an autonomous image science and media theory in general. Image Embodiment provides one part of the discourse to synchronize the concepts of image and body, which is then able to connect the perspectives of philosophy of mind, perceptual theory and media as well as image science. This volume monitors and discusses the relation of media and the human body and refers to images, embodiment and the sensory turn within the perspective of an autonomous image science.
Bildkörper
- 239 stránek
- 9 hodin čtení
Im internationalen philosophischen und kognitionspsychologischen Diskurs erleben Überlegungen zum Embodiment momentan einen nie dagewesenen Aufschwung. Daher verwundert es nicht, dass auch im Kontext aktueller Entwicklungen der digitalen und immersiven Medientechnologien die Rolle des Leibes sowohl im theoretischen als auch im anwendungsorientierten Bereich mit neuer Verve betont wird. Auf diese Entwicklung Bezug nehmend, stellt der vorliegende Band die Interaktion zwischen dem Medialen und den somatischen, neuronalen und mentalen – also verkörperten – Prozessen, die bei der Rezeption von Medieninhalten aktiv sind, in den Fokus. Denn erst die Analyse des Verhältnisses von Bildtechnologien und Embodiment erlaubt es, die Erlebnisdimensionen und Sinnhorizonte audiovisueller Artefakte von ihrer leiblichen Basis her näher zu beschreiben.
Bild und Interface
Zur sinnlichen Wahrnehmung digitaler Visualität
Völlig neue Bild- und Erfahrungswelten versprechen die jüngsten Produkte der Medienindustrie ihren Usern. Euphorisch investieren Google, Microsoft und Co. Unsummen in digitale Medientechnologien wie Virtual-Reality-Displays. Jeder Blockbuster muss in 3D gedreht werden. Entwicklungen wie diese verdeutlichen nicht nur den hohen Stellenwert, der sowohl der technologischen Seite als auch den ästhetischen Strategien visueller Medien zukommt. Sie werfen auch eine Reihe von Fragen auf: Wie adressieren multimodale Medienarrangements die Sinne der Rezipienten? Welche Rolle spielen Technologie und Wahrnehmung bei der Modellierung von Bildwirkungen? Um diese Fragen zu beantworten, legt der vorliegende Band den Fokus auf die Analyse medialer Interfaces. Konzentrierte sich die Bewegtbilder-Reihe bislang auf den Film, widmet sich Bild und Interface auch interaktiven Digital- und Computerspielbildern. Dadurch sollen weitere Bausteine einer kritischen Bewegtbildwissenschaft herausgearbeitet werden.